Was war noch gleich ein Hook?

Hook

© TriStar

Der Begriff Hook wird in der Drehbuchdramaturgie entweder als Synonym für den ersten Akt verwendet oder, um denjenigen „Kniff“ zu bezeichnen, der den Zuschauer (oder auch den Leser) in die Geschichte hineinziehen soll. Dieser „Haken“ wirkt wie ein Köder, um die Neugier zu wecken. Da, was immer dieser Aufhänger im konkreten Fall ist (ein Mord, ein Rätsel, eine Figur, …), wesentlicher Teil des ersten Aktes (Exposition) ist, spricht man auch vom Hook, wenn man den gesamten ersten Akt meint.

Nach oben offen

Das Erdbeben überraschte uns, als wir gerade die Zelte aufgebaut hatten und den Campingplatz genauer in Augenschein nehmen wollten. Zeltstangen knickten ein, Grillgeräte fielen um, die vordere Wand des Waschhäuschens stürzte einfach ein und ein Fahrrad kippte aus dem Fahrradständer.

Eine solche Aufzählung, bei der in diesem Fall die Schrecken der Katastrophe geschildert werden, macht nur dann wirklich Sinn, wenn das Ausmaß der Folgen eine Steigerung erfährt. Die eindeutig gravierendste Folge des Erdbebens ist der Einsturz der Häuserwand. Das macht dem Leser klar, dass es hier um ein heftiges Erdbeben geht. Wenn dann noch ein Fahrrad umkippt, wirkt das im Vergleich dazu lächerlich.

Wie beim Spannungsaufbau geht es also auch hier darum, den Leser auf einen Höhepunkt zuzusteuern, die Reihenfolge der Aufzählung von einer steten Steigerung abhängig zu machen.

Was die Hauptfigur frühstückt

Tom erwachte wie jeden Morgen, als sein grüner Wecker klingelte. Er stand auf und streckte sich. Dann ging er schlaftrunken ins Bad. Er schaute in den Spiegel. Lamgsam zog er seinen weiß-blauen Schlafanzug aus, gähnte, ging zur Dusche und stellte das Wasser an. Dann stellte er sich selbst unter den Wasserstrahl. Er duschte etwa 14 Minuten. Nach dem Duschen trocknete er sich ab. Er zog seinen blauen Bademantel an und schlurfte in die Küche. Dort stellte er das Radio an und summte leise die Melodie von „Bodies“ von Robbie Williams mit. Dabei öffnete er den Kühlschrank und holte Butter, Erdbeermarmelade, Leberwurst und Frischkäse heraus. Er stellte alles auf den kleinen Küchentisch und deckte noch einen Teller, ein Messer und eine Kaffeetasse dazu. Dann holte er noch die …

Sicher seht ihr schon, worauf ich hinaus will. Eine Geschichte, wie wir sie lesen wollen, ist kein minutiöses Protokoll. Sie entwickelt sich, indem sie die für die Erzählung relevanten Augenblicke aus dem fiktiven Leben ihrer Protagonisten herausgreift. Der Erzähler wählt aus. Und zwar nur das, was für die Geschichte wichtig ist. Dazu gehören nur die Dinge, die entweder unmittelbar oder vorausgreifend für die Entwicklung des erzählten Konflikts bedeutend sind. Außerdem entsprechend diejenigen, die die Nebenhandlungen vorantreiben. Und mit beidem verknüpft solche Passagen, die dem Leser wichtige Informationen über die handelnden Figuren, Örtlichkeiten und weitere Umstände liefern.

Alltäglichkeiten wie die morgendlichen Rituale beim Aufstehen, bei der Morgentoilette und dem Frühstück gehören in den seltensten Fällen dazu. Nur wenn dem Leser damit etwas Wichtiges gezeigt werden soll (zum Beispiel, dass die ansonsten überpenible Hauptfigur morgens erst eine Weile braucht, um in diese Rolle zu schlüpfen), können auch solche Alltäglichkeiten ihren Platz in der Geschichte verdient haben.

Gleiches gilt übrigens auch für Ereignisse, die vielleicht gar nicht so alltäglich erscheinen. Wenn ein Protagonist nur deshalb auf eine feuchtfröhliche Feier geht, weil der Autor mal eben das Bedürfnis hatte, ein paar Partyszenen zu schildern, dann erfüllen diese Szenen in der Geschichte selbst keinen Zweck und sollten schleunigst wieder gestrichen werden.

Der lehrreiche Roman

Mancher Autor kann sich offenbar nicht entscheiden: Will er einen Roman, ein Sachbuch oder gar ein Lexikon schreiben. Ist aber kein Problem, die Lösung ist einfach: Schreib alles zusammen!

Da werden dann munter Begriffe erklärt, während einer eher langweiligen Romanpassage die Wissensvorräte zur Tier- und Pflanzenwelt ausgepackt und in eine vielleicht sogar zu spannende Szene wird ein Exkurs in die Modewelt des 17. Jahrhunderts eingebettet. Schließlich gilt es, nicht allein eine Geschichte zu erzählen, sondern als Autor mal zu zeigen, was man sonst noch so alles auf dem Kasten hat. Und welcher Leser fühlt sich beim Lesen nicht gern auf die Schulbank zurückversetzt?

Ich vermute, selbst die Leser, die dem Lesen neben einem Unterhaltungswert auch ein bildendes Element zubilligen oder gar abverlangen, werden diesem Gattungskreuzer nicht lange folgen. Es wird ihrem Lesevergnügen allzu abträglich sein, wenn die Geschichte ständig von einem besserwisserischen Autor verdeckt wird. Selbst wenn der sie halbwegs damit amüsieren sollte, dass er mit seinem eitel vorgetragenen Wissen unfreiwillig nur seine Wissenslücken auf den Tisch packt.

Zu einer guten Geschichte gehört auch ein gutes Maß an Recherche. Tatsächlich sind es oft viel mehr Kleinigkeiten, die wir vielleicht zunächst glauben, so nebenbei aus dem Ärmel zu schütteln, die dem Leser ins Auge stechen könnten. In jedem Fall dient aber die Recherche, nebst allem Wissen, das schon vorher in uns steckte, der Geschichte und nicht umgekehrt. All die Fakten, die wir uns angeeignet haben, sind das Fundament der Geschichte, nicht das Wohnzimmer. Der Besucher unserer Geschichte soll ihre sichernde Anwesenheit spüren, sie aber nicht ständig unter die Nase gerieben bekommen.

Andernfalls sollten sich Autor und Leser gleich auf das Sachbuch einigen.

Mancher Autor kann sich offenbar nicht entscheiden: Will er einen Roman, ein Sachbuch oder gar ein Lexikon schreiben. Ist aber kein Problem, die Lösung ist einfach: Schreib alles zusammen!
Da werden dann munter Begriffe erklärt, während einer eher langweiligen Romanpassage die Wissensvorräte zur Tier- und Pflanzenwelt ausgepackt und in eine vielleicht sogar zu spannenden Szene wird ein Exkurs in die Modewelt des 17. Jahrhunderts eingebettet.
Schließlich gilt es, nicht allein eine Geschichte zu erzählen, sondern als Autor mal zu zeigen, was man sonst noch so alles auf dem Kasten hat. Und welcher Leser fühlt sich beim Lesen nicht gern auf die Schulbank zurückversetzt?
Ich vermute, selbst die Leser, die dem Lesen neben einem Unterhaltungswert auch ein bildendes Element zubilligen oder gar abverlangen, werden diesem Gattungskreuzer nicht lange folgen. Es wird ihrem Lesevergnügen allzu abträglich sein, wenn die Geschichte ständig von einem besserwisserischen Autor verdeckt wird. Selbst wenn der sie halbwegs damit amüsieren sollte, dass er mit seinem eitel vorgetragenen Wissen unfreiwillig nur seine Wissenslücken auf den Tisch packt.
Zu einer guten Geschichte gehört auch ein gutes Maß an Recherche. Tatsächlich sind es oft viel mehr Kleinigkeiten, die wir vielleicht zunächst glauben, so nebenbei aus dem Ärmel zu schütteln, die dem Leser ins Auge stechen könnten. In jedem Fall dient aber die Recherche, nebst allem Wissen, das schon vorher in uns steckte, der Geschichte und nicht umgekehrt. All die Fakten, die wir uns angeeignet haben, sind das Fundament der Geschichte, nicht das Wohnzimmer. Der Besucher unserer Geschichte soll ihre sichernde Anwesenheit spüren, sie aber nicht ständig unter die Nase gerieben bekommen.
Andernfalls sollten sich Autor und Leser gleich auf das Sachbuch einigen.

Dann, dann, dann. Und danach?

Er ging ins Zimmer. Dann zündete er sich eine Zigarette an. Danach blätterte er in der Fernsehzeitung.

Braucht es das „dann“ und das „danach“ überhaupt? Nein!

Wenn es nicht ausdrücklich anders betont wird, liest der Leser die Geschehnisse und Handlungen in einem Text immer als zeitliches Nacheinander. Dies extra zu betonen ist also überflüssig und Überflüssiges hat im Text nichts zu suchen.

Er ging ins Zimmer, zündete sich eine Zigarette an und blätterte in der Fernsehzeitung.

Nur wenn wir Gleichzeitiges beschreiben (1), wenn die Reihenfolge im Text nicht der tatsächlichen entspricht (2) oder wenn eine Aufeinanderfolge aus anderen Gründen extra betont werden soll, zum Beispiel weil sie eher unüblich ist (3), muss das im Text gekenzeichnet werden:

(1) Er zündete sich eine Zigarette an, während er in der Fernsehzeitung blätterte.

(2) Er zündete sich eine Zigarette an, nachdem er ein bisschen in der Fernsehzeitung geblättert hatte.

(3) Er zog kräftig an der Zigarette. Dann erst zündete er sie an.

Er ging ins Zimmer. Dann zündete er sich eine Zigarette an. Danach blätterte er in der Fernsehzeitung.
Braucht es das „dann“ und das „danach“ überhaupt? Nein!
Wenn es nicht ausdrücklich anders betont wird, liest der Leser die Geschehnisse und Handlungen in einem Text immer als zeitliches Nacheinander. Dies extra zu betonen ist also überflüssig und Überflüssiges hat im Text nichts zu suchen.
Er ging ins Zimmer, zündete sich eine Zigarette an und blätterte in der Fernsehzeitung.
Nur wenn wir Gleichzeitiges beschreiben (1), wenn die Reihenfolge im Text nicht der tatsächlichen entspricht (2) oder wenn eine Aufeinanderfolge aus anderen Gründen extra betont werden soll, zum Beispiel weil sie eher unüblich ist (3), muss das im Text gekenzeichnet werden:
(1) Er zündete sich eine Zigarette an, während er in der Fernsehzeitung blätterte.
(2) Er zündete sich eine Zigarette an, nachdem er ein bisschen in der Fernsehzeitung geblättert hatte.
(3) Er zog kräftig an der Zigarette. Dann erst zündete er sie an.

Immer diese ersten Seiten

Hans Peter Roentgen hat seinen Schreibratgeber entsprechend aufgebaut: „Vier Seiten für ein Halleluja“. Er bewertet die ersten Seiten von Manuskripten, die Autoren ihm zugesandt haben, und gibt an diesen Beispielen Tipps, wie man es besser machen kann. Immer wieder heißt es, gerade die ersten Seiten zählen, will man sich um einen Programmplatz in einem Verlag bewerben. Dem kann ich mich nur anschließen.
Andererseits beklagen abgelehnte Autoren häufig, die wenigen Seiten Leseprobe, die sie dem Verlag vorlegen durften, seien möglicherweise nicht aussagekräftig gewesen, um das gesamte Manuskript zu repräsentieren. Dem entgegnet Joachim Jessen, Literaturagent bei der Agentur Schlück (bei einem Vortrag zum Montsegur-Treffen 2009), dass man kaum erwarten könne, wenn die ersten 50 Seiten nicht wirklich gut gewesen seien, es würde danach plötzlich merklich besser werden.
Nach meiner Erfahrung mit Manuskripten noch unerfahrener Autoren ist häufig sogar das Gegenteil der Fall. Seltsamerweise geht es mir oft so, dass ich die ersten Seiten noch mit verhältnismäßigem Vergnügen lesen kann, dann geht es plötzlich steil bergab. Das betrifft vor allem die sprachliche Gestaltung.
Warum das so ist, kann ich nur vermuten. Wahrscheinlich ist sich der Schreiber während der ersten Seiten (manchmal Sätze) noch besonders bewusst, was er da eigentlich vollbringen will. Er wählt seine Worte mit Bedacht. Irgendwann reißt ihn dann die eigene Geschichte mit sich und er schreibt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist.
Wenn dem so ist, kann ich nur raten: Versuche dir diese bewusste Stimmung zu bewahren. Mach öfter mal eine Pause und lies, was du gerade geschrieben hast. Schau immer mal wieder auf deinen Manuskriptanfang und vergleiche ihn mit dem, was du geschrieben hast, als die Geschichte dich in ihren Bann gezogen hat.