Oldies: Schwunghaft?
20. Januar 2017 1 Kommentar
Wenn du jetzt in den nächsten Laden gehen und den jungen Verkäufer hinter der Ladentheke einen Ladenschwengel nennen würdest, könntest du Glück haben, dass der junge (möglicherweise laut Wahrig [Gütersloh, Berlin, München, Wien 1968, 1975] zu elegant gekleidete) Auszubildende gar nicht weiß, wie abwertend du ihn gerade bezeichnet hast. Sehr abwertend:
ursprünglich Studentensprache, wohl in Anlehnung an Schwengel = Penis
Auch bei Wictionary heißt es ganz ähnlich:
aus der Studentensprache; womöglich ist Schwengel im Sinne von Penis gemeint;[1] Das Wort ist seit der Zeit um 1700 belegt.
Nun ja, vielleicht ist es gar nicht so schlimm, wie Duden und Wictionary meinen, denn ich habe auch Folgendes gefunden:
Er dürfte vermutlich eine Schöpfung der Studentensprache sein, die analog zu dem bereits um 1300 bekannten ›Galgenschwengel‹ gebildet wurde. Die frühere Annahme, daß es sich um eine sexuelle Pars–pro–toto–Bezeichnung handelt (W. Porzig, Wunder der Sprache), wie Stift, Stöpsel u.a., dürfte demnach nicht die primäre Deutung sein.
Demnach sei Schwengel abgeleitet von schwingen, ähnlich wie in Pumpenschwengel oder Glockenschwengel.
Ladenschwengel ist also der junge Mann, der dienstbeflissen hin– und herrennt, um den Kunden durch reiche Angebote zufriedenzustellen.
Eine durchaus passende Erklärung, möchte man meinen. Allerdings wundert man sich dann doch, wenn man denselben Artikel noch weiterliest:
Weitere Bezeichnungen der Ladendiener […] sind ›Ladenhengst‹ (vgl. heute auch ähnlich Bildungen wie›Bürohengst‹ usw.), dann ›Ladenschwung‹ und ›Ladenschwanz‹.
Äh … ja.
Ich glaube in einer solchen Situation wären die meisten Ladenhüter doch recht baff und wüssten zunächst gar nicht ob es eine härtere Beleidigung ist oder nicht. Jedoch denke ich, dass das Wort „Schwengel“ deutlich heraussticht und man so den Eindruck hätte, es handle sich um eine Beleidigung