Das Neuner-ABC: Die Wägen wiegen

Neuner-ABC, Foto: James Steidl
© James Steidl

Die Wägen wiegen. Oder heißt es, die Wagen wägen? Der Plural von „Wagen“ ist jedenfalls standardsprachlich „die Wagen“ und nur landschaftlich, vor allem im süddeutschen Raum „die Wägen“.

Geht es um das Gewicht dieser Wagen, dann findet man dieses heraus, indem man die Wagen wiegt. Wer dagegen heutzutage etwas wägt, der interessiert sich nicht für das Gewicht, sondern er prüft und bedenkt genau. Er wägt etwa jedes seiner Worte oder das Für und Wider ab.

Im Schweizerischen und hin und wieder im Fachsprachlichen kann man allerdings immer noch wägen, wenn man wiegt, also das Gewicht ermittelt. Das ist nämlich tatsächlich die ursprüngliche Bedeutung von „wägen“, die die Neubildung „wiegen“ nur übernommen hat.

Das Neuner-ABC: Was ist das?

Comeback oder Come-Back?

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Weder derjenige, der sein Comeback plant, noch jener, der sein Come-Back verkündet, macht einen Fehler. Jedenfalls keinen orthografischen. Der Duden empfiehlt allerdings, von einem Comeback zu schreiben. Natürlich kann man auch einfach zurückkommen. Oder noch einmal beginnen, einen Neustart wagen.

Wie auch immer … Ob es mir auf diesem Blog gelingt, werden wir sehen.

Oldies: Schwunghaft?

Oldies, Foto: Nejron Photo

Oldies
Foto: © Nejron Photo

Wenn du jetzt in den nächsten Laden gehen und den jungen Verkäufer hinter der Ladentheke einen Ladenschwengel nennen würdest, könntest du Glück haben, dass der junge (möglicherweise laut Wahrig [Gütersloh, Berlin, München, Wien 1968, 1975] zu elegant gekleidete) Auszubildende gar nicht weiß, wie abwertend du ihn gerade bezeichnet hast. Sehr abwertend:

ursprünglich Studentensprache, wohl in Anlehnung an Schwengel = Penis

Duden

Auch bei Wictionary heißt es ganz ähnlich:

aus der Studentensprache; womöglich ist Schwengel im Sinne von Penis gemeint;[1] Das Wort ist seit der Zeit um 1700 belegt.

Wictionary

Nun ja, vielleicht ist es gar nicht so schlimm, wie Duden und Wictionary meinen, denn ich habe auch Folgendes gefunden:

Er dürfte vermutlich eine Schöpfung der Studentensprache sein, die analog zu dem bereits um 1300 bekannten ›Galgenschwengel‹ gebildet wurde. Die frühere Annahme, daß es sich um eine sexuelle ParsprototoBezeichnung handelt (W. Porzig, Wunder der Sprache), wie Stift, Stöpsel u.a., dürfte demnach nicht die primäre Deutung sein.

Wörterbuch der Idiome

Demnach sei Schwengel abgeleitet von schwingen, ähnlich wie in Pumpenschwengel oder Glockenschwengel.

Ladenschwengel ist also der junge Mann, der dienstbeflissen hinund herrennt, um den Kunden durch reiche Angebote zufriedenzustellen.

Wörterbuch der Idiome

Eine durchaus passende Erklärung, möchte man meinen. Allerdings wundert man sich dann doch, wenn man denselben Artikel noch weiterliest:

Weitere Bezeichnungen der Ladendiener […] sind ›Ladenhengst‹ (vgl. heute auch ähnlich Bildungen wie›Bürohengst‹ usw.), dann ›Ladenschwung‹ und ›Ladenschwanz‹.

Wörterbuch der Idiome

Äh … ja.

Raus aus der Ecke!

Namen, Foto: Anneka

Namen
(Foto: © Anneka)

Der arme Eckbert! Schon sein Name, der so urdeutsch klingt, dass man ihn direkt zu verstehen glaubt, scheint ein stets verschämtes oder gar bestraftes Jungchen zu beschreiben. Aber weit gefehlt. Dieser schneidige Kerl glänzt als einsame Spitze, setzt sich sein Name doch aus althochdeutsch ekka „[Schwert-]Schneide, Spitze“ und althochdeutsch beraht „glänzend“ zusammen.

Quelle: Duden Taschenbücher : Lexikon der Vornamen, Mannheim 1998

Auf Wellen jagen

Etymologische Streifzüge, Foto: Glenda M. Powers

Etymologische Streifzüge
(Foto: © Glenda M. Powers)

Wenn ich Romane bearbeite, in denen größere Boote eine Rolle spielen, ist oftmals von Yachten die Rede. Wie die Seemänner verwenden die Autoren dann einen Begriff, der sich ans englische yacht anlehnt, das wiederum dem älteren niederländischen Begriff jaght[e] entlehnt ist.

Seit dem 16. Jahrhundert im Deutschen bezeugt ist dagegen das Wort Jacht, eine Kurzform von Jachtschiff oder auch Jag[e]schiff. Wenn dir dabei das Verb jagen einfällt, liegst du ganz richtig. Eine Jacht ist also ursprünglich ein „Schnellschiff“ oder ein „Verfolgungsschiff“.

Quelle: Duden Band 7 – Herkunftswörterbuch, Mannheim 2001

Wo auch Bildungsbürger stolpern

Sprache, Foto: olly

Wissenswertes: Sprache
Foto: © olly

Die Berliner Morgenpost beglückt heute mit „Ein paar Stolpersteine der Rechtschreibung„. Warum man pleite ist, aber dazu Pleite gemacht hat, steht dort zu lesen. Warum weder hahnebüchen noch Hanrei richtig geschrieben sind. Oder warum wir, wenn wir etwas aus dem Stegreif tun, in Wirklichkeit im Sattel sitzen.

Und wir erfahren etwas über Bildungsbürger:

Wenn ich jetzt den Duden erwähne, höre ich im Geiste das Naserümpfen einiger Bildungsbürger, die den Duden nicht benutzen, aber genau wissen, was sie von den Leuten zu halten haben, die das tun. Wer eine vermeintlich höhere Marke fahren will, darf auch den Wahrig aufschlagen. Nur: Auch im Wahrig steht’s nicht anders.

Der Begreifler über Empfehlungen

Der Begreifler, Foto: Stocksnapper

Der Begreifler
(Foto: © Stocksnapper)

Wenn du ein Korrektorat oder Lektorat in Auftrag gibst, bist du der Herr im Haus. Wenn du möchtest, dass in deinem Text dass mit ß geschrieben wird, dann ist das dein gutes Recht. Wenn du möchtest, kannst du auch darauf bestehen, dass in deinem Text schön so geschrieben wird: önsch. Ist ja dein Text, und du bist der Auftraggeber. Denke bitte nur daran, dem Auftragnehmer zu sagen, was du willst. Sonst musst du damit rechnen, dass der nach den Dudenempfehlungen korrigiert, womit auch gemeint ist, dass dort, wo Varianten erlaubt sind, die mögliche durch die empfohlene ersetzt wird (z. B. Potenzial statt Potential).

Reich und berühmt?

Namen, Foto: Anneka

Namen
(Foto: © Anneka)

Wer seinem kleinen Sohnemann von Beginn an den richtigen Namen für den Erfolg mitgeben will, nennt ihn Dagobert. Der Name selbst setzt sich wahrscheinlich aus dem keltischen daga „gut, sehr“ und dem althochdeutschen beraht „glänzend“ zusammen, bedeutet also so viel wie „sehr berühmt“. Und der berühmteste Namensvetter des Kindes wäre der mit dem Nachnamen Duck. Was soll da noch schiefgehen?

Quelle: Duden Taschenbücher : Lexikon der Vornamen, Mannheim 1998

Der Hintern des Psychiaters

Etymologische Streifzüge, Foto: Glenda M. Powers

Etymologische Streifzüge
(Foto: © Glenda M. Powers)

Wo kommt es eigentlich her, das -iater im Psychiater, das beispielsweise auch beim Fußchirurgen, dem sogenannten Podiater, zu finden ist? Es ist eine Entlehnung aus griechisch iatrôs „Arzt“. Und das passt schon deshalb so gut, weil dieses Suffix im Arzt selbst steckt. Arzt ist nämlich ein Lehnwort, das vom spätlateinischen archiater und dem griechischen archiatrôs abstammt, was so viel wie „Erzarzt“, „Oberarzt“ bedeutet.

Quelle: Duden Band 7 – Herkunftswörterbuch, Mannheim 2001

Sehnix

Namen, Foto: Anneka

Namen
(Foto: © Anneka)

Ich habe nicht nachgeschaut, würde mich aber nicht wundern, wenn irgendein Gallier in irgendeinem Asterix-Band mal den titelgebenden Namen dieses Artikels trug. Und auch die Römer hatten in den Comics in der Regel eher unvorteilhafte sprechende Namen.

Dass das der Grund dafür ist, wenn auch heute mehr oder weniger gebräuchliche Namen lateinischen Ursprungs häufig besser unübersetzt bleiben, will ich natürlich nicht behaupten. Cäcilie zum Beispiel, ebenso wie Cäcilia, Cecilie, Cecilia, Zäzilie und Zäzilia. Diese Namen nämlich werden zumindest volksetymologisch mit lateinisch caecus, -a, -um in Zusammenhang gebracht, was „blind“ bedeutet.

Quelle: Duden Taschenbücher : Lexikon der Vornamen, Mannheim 1998