Das Neuner-ABC: Die Wägen wiegen

Neuner-ABC, Foto: James Steidl
© James Steidl

Die Wägen wiegen. Oder heißt es, die Wagen wägen? Der Plural von „Wagen“ ist jedenfalls standardsprachlich „die Wagen“ und nur landschaftlich, vor allem im süddeutschen Raum „die Wägen“.

Geht es um das Gewicht dieser Wagen, dann findet man dieses heraus, indem man die Wagen wiegt. Wer dagegen heutzutage etwas wägt, der interessiert sich nicht für das Gewicht, sondern er prüft und bedenkt genau. Er wägt etwa jedes seiner Worte oder das Für und Wider ab.

Im Schweizerischen und hin und wieder im Fachsprachlichen kann man allerdings immer noch wägen, wenn man wiegt, also das Gewicht ermittelt. Das ist nämlich tatsächlich die ursprüngliche Bedeutung von „wägen“, die die Neubildung „wiegen“ nur übernommen hat.

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Das Neuner-ABC: Vincent

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Der berühmte Vincent van Gogh trägt eine niederländische Spezialität im Namen: van bedeutet „von, aus“, gilt aber nicht wie das deutsche von als Adelsprädikat.

Der vollständige Nachname lautet also van Gogh, das van darin wird kleingeschrieben. Natürlich gilt das nicht am Satzanfang:

Van Gogh war ein bedeutender Maler und Zeichner.

Aber auch in einer Aneinanderreihung, die mit Bindestrichen durchgekoppelt werden muss, wird van großgeschrieben, wenn es sich bei der Aneinanderreihung um ein Substantiv handelt:

Morgen beginnt im Stadtmuseum die zweiwöchige Van-Gogh-Ausstellung.

Aber: Warst du schon in der Vincent-van-Gogh-Ausstellung?

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Das Neuner-ABC: überdrüssig

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Das Adjektiv überdrüssig verlangt klassischerweise den Genitiv:

Ich bin seiner überdrüssig.

Er war des Lebens überdrüssig.

Weil das heutzutage sehr gewählt klingt, gilt (wenn man es mag) inzwischen auch der Akkusativ als korrekt:

Ich bin ihn überdrüssig.

Er war das Leben überdrüssig.

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Das Neuner-ABC: Tabernakel

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Ein Tabernakel ist ein kunstvoller Schrein in der (katholischen) Kirche, in dem die Hostien aufbewahrt werden, oder auch ein Baldachin in der Architektur. In der katholischen Kirche sagt man meist der Tabernakel, während sonst das Neutrum ebenso üblich ist.

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Das Neuner-ABC: Wo wohnen die eigentlich?

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Der Rostocker kommt aus Rostock, der Berliner aus Berlin und der Saarbrücker aus Saarbrück. Nicht? Die spinnen, die Saarbrücker. Bin bloß froh, dass ich (fast noch) Rostocker bin, nicht etwa Roster.

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Das Neuner-ABC: Hier wird gebrecht, nicht gebrochen!

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Das Verb radebrechen ist zum einen eine feste Zusammensetzung (also nicht: Russich breche ich rade), zum anderen wird es regelmäßig gebeugt.

Es heißt also nicht du radebrichst, sondern du radebrechst, nicht sie radebrach, sondern sie radebrechte, nicht sie hat radegebrochen, sondern sie hat radegebrecht.

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Das Neuner-ABC: Die Quader – und doch nur einer

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Ein Würfel ist eine besondere Form der Quader.

Häh? Da stimmt doch was nicht! Wenn der Würfel im Singular steht, müsste doch auch der Quader im Singular stehen. Oder man müsste eben schreiben:

Würfel sind eine besondere Form der Quader.

Aber sind es denn überhaupt die Quader, handelt es sich also um eine Pluralform? Nein, nicht unbedingt, denn neben der gebräuchlicheren maskulinen Form der Quader gibt es auch das Femininum die Quader:

Ein Würfel ist auch immer eine Quader.

Zu beachten sind auch die jeweiligen Pluralformen:

maskulin:
der Quader – die Quader

feminin:
die Quader – die Quadern

Österreich (!!!):
der Quader – die Quadern

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Das Neuner-ABC: Das Paar und seine Folgen

Klar, ein paar Schuhe sind meist mehr als ein Paar Schuhe. Aber heißt es nun (1) ein Paar neue Schuhe oder (2) ein Paar neuer Schuhe?

Beides ist richtig. Nach ein Paar kann die folgende Angabe als Apposition (1) oder im Genitiv (2) stehen. Die Apposition ist heutzutage die häufigere Variante und wird sich vermutlich langfristig durchsetzen.

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Das Neuner-ABC: Eine Oberin kellnert nicht

Wer die Frau Ober nicht so maskulin bezeichnen möchte, sollte sich für die Kellnerin entscheiden. Oberinnen leiten nämlich Frauenkloster und dienen damit einer höheren Macht als hungrigen Gästen.

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Das Neuner-ABC: Von eifernden Nachahmern

Sie ahmte lieber den Klassenclown nach, statt dem Streber nachzuahmen.

Im Beispiel haben wir zweimal nachahmen, doch im ersten Fall steht es mit dem Akkusativ (den Klassenclown), im zweiten mit dem Dativ (dem Streber). Hängt das mit den unterschiedlichen Bedeutungen des Wortes zusammen?

Sie äffte lieber den Klassenclown nach, statt dem Streber nachzueifern.

Die richtigen Synonyme haben wir nun gefunden, einmal nachäffen, kopieren, einmal nacheifern, nachstreben, sich jemanden zum Vorbild nehmen.

Tatsächlich scheint es also, dass  in ersterer Bedeutung mit dem Akkusativ, in zweiterer mit dem Dativ verbunden wird. Und tatsächlich wird gelegentlich diese Meinung vertreten.

Der heutige Gebrauch widerspricht dem aber, denn in der Regel wird nachahmen in der einen wie der anderen Bedeutung mit dem Akkusativ gebraucht.

Sie ahmte lieber den Klassenclown nach, statt den Streber nachzuahmen.

Der Dativ wird dagegen eher als ungewöhnlich betrachtet. Ohnehin wird nachahmen in der Bedeutung nacheifern nur noch selten gebraucht.

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