Ausgelassene Mode

Wenn ich so von manchem Manuskript ausgehe, das mir in die Lektorenfinger kommt, scheinen Auslassungspunkte gerade groß in Mode zu sein, ob da nun was ausgelassen wurde oder nicht. Man muss ja beinahe um alle anderen Satzzeichen fürchten.

Der Begreifler über Zeichen eines Dialogs

Der Begreifler, Foto: Stocksnapper

© Stocksnapper

Vielen bereiten die gültigen Regeln der Zeichensetzung bei wörtlicher Rede Probleme. Daher will ich sie hier einmal übersichtlich zusammenfassen:

Wörtliche Rede wird in der Regel durch Anführungszeichen gekennzeichnet:

„Ich habe dich gestern schon angerufen.“

Welche Anführungszeichen verwendet werden (deutsche, französische, …), kann variieren, sollte allerdings in einem Text einheitlich geschehen. WordPress verwendet hier durchgehend Anführungsstriche oben, nach Möglichkeit sollte man typografische Anführungszeichen bevorzugen, die öffnenden unten, die schließenden oben:

„Um welche Uhrzeit?“

Werden innerhalb der Anführungszeichen weitere Anführungszeichen benötigt, nutzt man halbe Anführungszeichen:

„Dürfte so gegen kurz vor halb neun gewesen sein. ‚Der mit dem Wolf tanzt‘ hatte gerade angefangen.“

Ist die wörtliche Rede nicht in einen umfangenden Satz eingebettet, steht das schließende Satzzeichen vor dem schließenden Anführungszeichen:

„Da war ich nicht zu Hause.“
„Das habe ich gemerkt!“

Wird die wörtliche Rede mit einer Inquit-Formel eingeleitet, steht ein Doppelpunkt:

Er fragte: „Was wolltest du denn?“

Schließt sich der wörtlichen Rede direkt eine Inquit-Formel an, steht nach den schließenden Anführungszeichen ein Komma. Der abschließende Punkt der wörtlichen Rede fällt weg:

„Ich wollte dir anbieten, auf ein Bier vorbeitzukommen“, antwortete sie.

Frage- und Ausrufezeichen bleiben erhalten:

„Ein Bier?“, fragte er.
„Meinetwegen auch zwei, Mann!“, antwortete sie gereizt.

Zu unterscheiden ist hier der Beginn eines neuen Satzes:

„Gern.“ Er sagte es und wollte schon auflegen.
„Wie bitte?“ Sie wirkte nicht besonders gut aufgelegt.

Eine Inquit-Formel, die einen Satz der wörtlichen Rede unterbricht, wird in Kommata eingeschlossen:

„Ich würde“, sagte er schnell, „gern auf ein oder zwei Bier vorbeikommen.“

Zu unterscheiden ist hier wiederum der abgeschlossene Satz:

„Tja, zu spät!“, antwortete sie. „Die Einladung galt für gestern.“

Der Begreifler über abgekürzte Punkte

Der Begreifler, Foto: Stocksnapper

© Stocksnapper

Sie folgten ihm. Claudia, Thomas, Victoria, Peter, Gabi u. a.

Endet ein Satz mit einer Abkürzung mit Punkt, wird der Abkürzungspunkt zugleich zum Schlusspunkt des Satzes.

Bis in Atemnot

Am Sonntag beginnt die Fußball-WM der Frauen. Und ich gehe mal davon aus, dass sich die meisten im Auftaktspiel der Deutschen ein Ergebnis wünschen, das so oder so ähnlich aussieht:

Deutschland – Kanada 3 : 0

Ausgesprochen würden wir sagen: Deutschland gegen Kanada. Statt des „gegen“ steht da nun ein Strich. Doch was passiert im folgenden Beispiel?

Sie werden 2–3 Tore schießen.

Richtig, da fehlen plötzlich zwei Leerzeichen. Denn sowohl „gegen“ als auch „bis“ können durch einen Strich ausgedrückt werden, der formal dem Gedankenstrich entspricht. Bei „gegen“ wird er von Leerzeichen umschlossen, bei „bis“ ohne Zwischenraum gesetzt.

Es muss allerdings dazugesagt werden, dass die DIN 5008 für Arbeiten im Büro- und Verwaltungsbereich in beiden Fällen die Leerzeichen verlangt.

Das bis-Zeichen muss durch „bis“ ersetzt werden, wenn es am Ende oder am Anfang der Zeile stehen würde. Außerdem ist es nicht zulässig, wenn „bis“ in Verbindung mit „von“ auftritt:

Sprechstunde: 9–11 Uhr
Sprechsstunde von 9–11 Uhr
Sprechsstunde von 9 bis 11 Uhr

Mal was auslassen

Der Abend gestern war echt sch…

„Wenn du willst, kann ich …“, sagte er, bevor ich ihn unterbrach.

Und wenn sie nicht gestorben sind …

Die sogenannten Auslassungspunkte machen immer wieder Probleme. Zunächst einmal sind es nicht drei einzelne Punkte, sondern sie stellen gemeinsam ein Satzzeichen dar. Das lässt sich überprüfen, indem man den Cursor vor die Punkte setzt. Geht man jetzt mit den Pfeiltasten eine Stelle nach rechts, muss der Cursor hinter den drei Punkten stehen:

drei einzelne Punkte: …

Auslassungspunkte: …

Die Voreinstellung in Word ist, dass drei Punkte automatisch durch Auslassungspunkte ersetzt werden (Autokorrektur-Optionen). Gleiches gilt für OpenOffice. Bei OO ist allerdings das Problem, dass das nur funktioniert, wenn vor und nach den drei Punkten ein Leerzeichen steht. Bei Sch… bleiben die drei Punkte drei Punkte.

Word verwendet außerdem die Tastenkombination „Strg“ + „Alt“ + „.“ (Punkt) für die Auslassungspunkte und natürlich lassen sich auch in anderen Textprogrammen Tastaturkombinationen dafür abspeichern.

Nötig ist das nicht, denn über Windows bekommt man die Auslassungspunkte auch über die Kombination „Alt“ + „0133“ auf der Zifferntastatur. Mac-User haben es mit „Alt“ + „.“ noch einfacher.

Wie ihr in den obigen Beispielen sehen könnt, werden die Auslassungspunkte nur dann ohne Leerzeichen an den Text angeschlossen, wenn dadurch gekennzeichnet wird, dass das vorhergehende Wort unvollständig ist!

Fehlen ganze Wörter oder gar Sätze, werden die Auslassungspunkte durch ein Leerzeichen abgetrennt. Geschieht das wie im dritten Beispiel am Ende des Satzes, zum Beispiel um einen Gedanken offenzuhalten oder den Leser zum Nachdenken anzuregen, muss das Leerzeichen vor den Auslassungspunkten ein geschütztes sein („Alt“ + „255“ unter Windows, „Strg“ + „Umschalt“ + „Leer“ in Word, „Strg“ + „Leer“ in OO und „Alt“ + „Leer“ auf dem Mac). Das soll verhindern, dass bei einem Zeilenumbruch die Auslassungspunkte allein in die nächste Zeile rutschen. Der normale Schlusspunkt am Ende des Satzes entfällt!

Öfter mal einen Punkt machen

Ob man lange oder kurze Sätze lieber mag, ist meist Geschmackssache. Sie zu verwenden, nicht.

Sowohl die einen als auch die anderen gekonnt zu verwenden, ist jeweils eine Kunst.

Ob, wo und wie oft man zu den kurzen oder den langen Sätzen greift, ist eine Frage des Stils, sowohl des persönlichen als auch des vom Text her sinnvollsten. Grundsätzlich gilt sicher, die Mischung macht’s, wenn diese auch nicht ganz beliebig sein sollte.

Die richtige Mischung zu finden, soll aber heute nicht mein Thema sein. Diesmal geht es schlicht um die zu langen Sätze. Die Betonung liegt auf „zu“.

So seltsam es klingen mag, aber ob ein Satz zu lang ist, ist nicht unbedingt von seiner Länge abhängig. Ein Satz, der über viele Seiten geht, hat möglicherweise nicht einen einzigen Buchstaben zuviel. Und auch mancher Satz, der eine Zeilenlänge nicht überschreitet, ist schon deutlich zu lang. (In manchem Satz ist jedes Wort zuviel.)

Nun rede ich die ganze Zeit von Sätzen. Warum heißt der Titel des Beitrags dann „Öfter mal einen Punkt machen“? Weil es genau darum geht. Dort, wo ein Punkt hingehört, sollte man ihn auch setzen. Tut man es nicht, wird der Satz zu lang.

Dabei ist das keine Frage der Grammatik, sonden eine der inhaltlichen Zusammenhänge. Sowohl derer innerhalb des Satzes als auch der kontextbezogenen.

Die Sonne ging auf, weiße Federwölkchen überzogen den Himmel, Peter ging zum Teich und benetzte sich mit dem kühlen Nass.

In der Regel gehört hier hinter das Wort „Himmel“ ein Punkt. Das morgendliche Naturschauspiel ist die eine Sache, die morgendlichen Handlungen Peters sind eine andere. Zwischen beiden gibt es keine direkte Beziehung, allenfalls eine sehr lose, die überdies keiner besonderen Betonung bedarf.

Allerdings könnte es einen Kontext geben, in dem das Komma einen Sinn macht, in dem es also eine direkte Beziehung zwischen den natürlichen Vorgängen und Peters Handlungen gibt. So könnte es in den Tagen zuvor geregnet haben, sodass Peter sich in der Stube waschen musste. Die aufgehende Sonne und der schöne Morgen wären dann der direkte Auslöser für Peters Handlungen. Das schöne Wetter erlaubt ihm, sich am Teich zu waschen. Von der Bedeutung her entspräche das obige Beispiel dann folgendem Satz:

Weil die Sonne aufging und weiße Federwölkchen den Himmel überzogen, ging Peter zum Teich und benetzte sich mit dem kühlen Nass.

Im Fazit bedeutet das also, dass hier Punkt oder Komma auch einen Bedeutungsunterschied mit sich bringen, weil das Komma eine direkte Beziehung der Aussagen untereinander ausdrückt, die der Punkt (in anderen Fällen ein Frage- oder Ausrufezeichen) nicht mit sich bringt.

Leider treffe ich beim Lektorat immer wieder auf solche Sätze, die eine inhaltlich unbegründete Aneinanderreihung verschiedener Sachverhalte und Handlungen sind. Darum: Öfter mal einen Punkt setzen.

RECHTSchreibung mit LINKS

Dank eines Blogeintrags von Daniela Wegert habe ich den Ortografietrainer entdeckt. Er ist eigentlich als Lerntrainer für Schüler gedacht, wer aber meint, ein bisschen Training könne nicht schaden, der wird damit sicher auch seinen Spaß haben.
Im Eingangstext der Webseite heißt es:
„Niemand lernt Basketball spielen, indem er die Regeln auswendig lernt. Niemand lernt Fahrrad fahren, indem er Kinetik studiert. Und genauso lernt niemand Rechtschreibung allein durch Regelkenntnis.“
Für diejenigen, die ihre Kentnisse aufrischen und trainieren wollen, ist der Übungsbereich der interessante Teil dieses Webangebots. Untergliedert ist er in:
  1. Komma- und Zeichensetzung
  2. Groß- und Kleinschreibung
  3. Getrennt- und Zusammenschreibung
  4. Wortendungen
  5. Lange und kurze Vokale
  6. Schreibung der S-Laute
  7. Schreibung der Konsonanten

Die einzelnen Übungen sind jeweils noch einmal nach Schwierigkeitsgrad sortiert und beinhalten jeweils zehn Übungssätze. Kommt man mit der einzelnen Aufgabe nicht gleich zurecht, lassen sich Erläuterungen hinzuschalten.

Hier geht es zum Ortografietrainer.

Ich wünsche viel Spaß.