Öfter mal einen Punkt machen
8. Januar 2010 Hinterlasse einen Kommentar
Ob man lange oder kurze Sätze lieber mag, ist meist Geschmackssache. Sie zu verwenden, nicht.
Sowohl die einen als auch die anderen gekonnt zu verwenden, ist jeweils eine Kunst.
Ob, wo und wie oft man zu den kurzen oder den langen Sätzen greift, ist eine Frage des Stils, sowohl des persönlichen als auch des vom Text her sinnvollsten. Grundsätzlich gilt sicher, die Mischung macht’s, wenn diese auch nicht ganz beliebig sein sollte.
Die richtige Mischung zu finden, soll aber heute nicht mein Thema sein. Diesmal geht es schlicht um die zu langen Sätze. Die Betonung liegt auf „zu“.
So seltsam es klingen mag, aber ob ein Satz zu lang ist, ist nicht unbedingt von seiner Länge abhängig. Ein Satz, der über viele Seiten geht, hat möglicherweise nicht einen einzigen Buchstaben zuviel. Und auch mancher Satz, der eine Zeilenlänge nicht überschreitet, ist schon deutlich zu lang. (In manchem Satz ist jedes Wort zuviel.)
Nun rede ich die ganze Zeit von Sätzen. Warum heißt der Titel des Beitrags dann „Öfter mal einen Punkt machen“? Weil es genau darum geht. Dort, wo ein Punkt hingehört, sollte man ihn auch setzen. Tut man es nicht, wird der Satz zu lang.
Dabei ist das keine Frage der Grammatik, sonden eine der inhaltlichen Zusammenhänge. Sowohl derer innerhalb des Satzes als auch der kontextbezogenen.
Die Sonne ging auf, weiße Federwölkchen überzogen den Himmel, Peter ging zum Teich und benetzte sich mit dem kühlen Nass.
In der Regel gehört hier hinter das Wort „Himmel“ ein Punkt. Das morgendliche Naturschauspiel ist die eine Sache, die morgendlichen Handlungen Peters sind eine andere. Zwischen beiden gibt es keine direkte Beziehung, allenfalls eine sehr lose, die überdies keiner besonderen Betonung bedarf.
Allerdings könnte es einen Kontext geben, in dem das Komma einen Sinn macht, in dem es also eine direkte Beziehung zwischen den natürlichen Vorgängen und Peters Handlungen gibt. So könnte es in den Tagen zuvor geregnet haben, sodass Peter sich in der Stube waschen musste. Die aufgehende Sonne und der schöne Morgen wären dann der direkte Auslöser für Peters Handlungen. Das schöne Wetter erlaubt ihm, sich am Teich zu waschen. Von der Bedeutung her entspräche das obige Beispiel dann folgendem Satz:
Weil die Sonne aufging und weiße Federwölkchen den Himmel überzogen, ging Peter zum Teich und benetzte sich mit dem kühlen Nass.
Im Fazit bedeutet das also, dass hier Punkt oder Komma auch einen Bedeutungsunterschied mit sich bringen, weil das Komma eine direkte Beziehung der Aussagen untereinander ausdrückt, die der Punkt (in anderen Fällen ein Frage- oder Ausrufezeichen) nicht mit sich bringt.
Leider treffe ich beim Lektorat immer wieder auf solche Sätze, die eine inhaltlich unbegründete Aneinanderreihung verschiedener Sachverhalte und Handlungen sind. Darum: Öfter mal einen Punkt setzen.
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