Oldies: Schwunghaft?

Oldies, Foto: Nejron Photo

Oldies
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Wenn du jetzt in den nächsten Laden gehen und den jungen Verkäufer hinter der Ladentheke einen Ladenschwengel nennen würdest, könntest du Glück haben, dass der junge (möglicherweise laut Wahrig [Gütersloh, Berlin, München, Wien 1968, 1975] zu elegant gekleidete) Auszubildende gar nicht weiß, wie abwertend du ihn gerade bezeichnet hast. Sehr abwertend:

ursprünglich Studentensprache, wohl in Anlehnung an Schwengel = Penis

Duden

Auch bei Wictionary heißt es ganz ähnlich:

aus der Studentensprache; womöglich ist Schwengel im Sinne von Penis gemeint;[1] Das Wort ist seit der Zeit um 1700 belegt.

Wictionary

Nun ja, vielleicht ist es gar nicht so schlimm, wie Duden und Wictionary meinen, denn ich habe auch Folgendes gefunden:

Er dürfte vermutlich eine Schöpfung der Studentensprache sein, die analog zu dem bereits um 1300 bekannten ›Galgenschwengel‹ gebildet wurde. Die frühere Annahme, daß es sich um eine sexuelle ParsprototoBezeichnung handelt (W. Porzig, Wunder der Sprache), wie Stift, Stöpsel u.a., dürfte demnach nicht die primäre Deutung sein.

Wörterbuch der Idiome

Demnach sei Schwengel abgeleitet von schwingen, ähnlich wie in Pumpenschwengel oder Glockenschwengel.

Ladenschwengel ist also der junge Mann, der dienstbeflissen hinund herrennt, um den Kunden durch reiche Angebote zufriedenzustellen.

Wörterbuch der Idiome

Eine durchaus passende Erklärung, möchte man meinen. Allerdings wundert man sich dann doch, wenn man denselben Artikel noch weiterliest:

Weitere Bezeichnungen der Ladendiener […] sind ›Ladenhengst‹ (vgl. heute auch ähnlich Bildungen wie›Bürohengst‹ usw.), dann ›Ladenschwung‹ und ›Ladenschwanz‹.

Wörterbuch der Idiome

Äh … ja.

Oldies: Ganz kalt

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Wann hast du das letzte Mal mit einer Kaltmamsell gesprochen? Du weißt gar nicht genau, was so eine kalte Mamsell ist? Der Duden hilft weiter:

Angestellte, die in einem Gaststättenbetrieb für die Zubereitung und die Ausgabe der kalten Speisen verantwortlich ist; kalte Mamsell (Berufsbezeichnung).

Quelle

 Noch etwas ausführlicher ist der Wikipedia-Artikel.

Oldies: Nix Ikea

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Weißt du, was Jaffamöbel sind? Ich wusste es nicht, musste selbst erst danach googeln. Die Lösung:

Der Begriff leitet sich von den früher verbreiteten Jaffa-Obstkisten aus Israel ab. Wer sich nur Möbel leisten kann, die aus Jaffa-Obstkisten zusammengezimmert wurden, ist ziemlich arm.

Quelle

Oldies: Frau stirbt aus

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Dass man heutzutage kaum noch jemanden von (s)einer Ische sprechen hört, scheint mir nicht unangemessen, hat der Begriff mit der Zeit doch eine gewisse abwertende Konnotation erhalten. Dabei stammt er einfach nur vom hebräischen Wort Ischa (Frau) ab. Gemeint ist mit einer Ische eine junge Frau oder gar ein Mädchen aus der Sicht eines männlichen Jugendlichen.

Mundartenschutz

Der 21. Februar ist der „Internationale Tag der Mundart“. Heute gelten viele Mundarten, so sie überhaupt noch gesprochen werden, als bedroht. So wie auch das Mosel- und das Rheinfränkische. Dazu ein kleiner Artikel auf saarbruecker-zeitung.de.

Oldies: Gehörnt oder nicht?

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Ich jedenfalls wäre heutzutage vorsichtig, jemanden als Hahnrei zu bezeichnen. Da ich es natürlich nur tun würde, um der Wahrheit Ausdruck zu verleihen, wäre der Mann voraussichtlich ohnehin gerade in schlechter Verfassung und würde mir wegen potenzieller Beleidigung eine knallen.

Ob ich da noch zum Trost spenden käme? Dabei hätte ich ihn lediglich mitleidsvoll einen betrogenen Ehemann genannt. Gut, etymologisch gesehen ist es nicht unwahrscheinlich, dass ich ihn gleichzeitig einen verschnittenen Hahn, also einen Kapaun nannte (mittelniederdeutsch hanereihanreyge). Aber da kann ich ja nichts dafür, was die sich damals gedacht haben.

Und das wollen wir doch auch mal festhalten, nicht ich hätte ihm Hörner aufgesetzt, sondern seine untreue Frau. Und zwar deshalb, so jedenfalls Wikipedia, weil man das früher üblicherweise mit kastrierten Hähnen eben so gemacht hätte.

Oldies: Mit der Gabel

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Gabelfrühstück gehört zu den Wörtern, die ich persönlich, wenn ich mich nicht sehr täusche, noch nie aus irgendeinem Mund vernommen habe. Ich habe also nur davon gelesen. Falls du das Wort bisher gar nicht kanntest: Es bezeichnet schlicht und ergreifend ein zweites Frühstück.

Wie du richtig vermutest, nannte man es so, weil es (ursprünglich) mit einer Gabel eingenommen wurde. Genauer erklärt Wikipedia, „da man im Stehen einzelne Häppchen mit der Gabel aufnahm“. Gabelfrühstück ist demnach offenbar eine Lehnübersetzung des Französischen déjeuner à la fourchette, was allerdings „Mittagessen mit einer Gabel“ bedeutet, ein Essen also, das man um die Mittagszeit isst, das aber nicht die eigentliche Hauptmahlzeit darstellt.

Oldies: Für Bassisten?

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Fürbass – schon mal gehört? Das Wort hat nicht etwa etwas mit Musik zu tun, sondern setzt sich aus für und bass zusammen. Beides wiederum Worte, die wir in der entsprechenden Bedeutung ebenfalls kaum noch kennen.

Die Präposition bzw. das Adverb für stammt nämlich vom althochdeutschen furi in der Bedeutung „vor, voraus“. Erhalten hat sich das etwa in „Schritt für Schritt“.

Ebenso wie uns noch heute der Komparativ besser zu gut gut bekannt ist, bildet bass den unregelmäßigen Komparativ zu wohl und bedeutet „besser, weiter; sehr“.

So lässt sich schließlich die Bedeutung von fürbass erklären: „vorwärts, weiter, fort und fort“. Sie schreiten fürbass.

Oldies: Ist Sonnenschein eingebildet?

Es ist alles eitel Sonnenschein.

Was bedeutet eitel eigentlich in diesem Zusammenhang? Der Sonnenschein ist ja wohl nicht eingebildet. Auch in anderen Beispielen scheint diese Bedeutung nicht zu passen:

Seine Belohnung war eitel Gold.
Auf der Party herrschte eitel Freude.

Das Adjektiv eitel entwickelte sich aus dem mittelhochdeutschen itel. Aus der damaligen Grundbedeutung „leer, ledig“ sind zwei Bedeutungsableitungen entstanden. Erstere ist die, die sich bis heute, wenn auch veraltend, in den obigen Beispielen erhalten hat: „nichts als, nur, unvermischt“. Wir könnten es heute also in etwa mit „pur“ übersetzen.

Der zweite Weg führte über „gehaltlos, nichtig“ (Es ist alles ganz eitel). Daraus entstand die heutige Hauptbedeutung „eingebildet, selbstgefällig“.

Übrigens bedeutet der Vorname ‚Eitelfriedrich‘, dass der bezeichnete Herr eben nur Friedrich heißt und keinen Doppelnamen (etwa Georg Friedrich) trägt.

Oldies: harschen

Harsch bezeichnet hart gefrorenen Schnee beziehungsweise eine Schnee-/Eiskruste. Das Adjektiv harsch bedeutet ursprünglich „rau, hart, rissig“ (mittelniederdeutsch harsk). Wir verwenden es heute ebenfalls fast ausschließlich im Zusammenhang mit Schnee im Sinne von „vereist“. Harscher (auch harschiger) Schnee ist also mit einer Eiskruste bedeckt.

Außerdem kennen wir es im übertragenen Sinne („unfreundlich, derb, barsch“):

Auf seine Frage bekam er eine harsche Entgegnung.

Das Verb harschen findet kaum noch Verwendung und bedeutet „hart/krustig werden, vereisen“:

Der Schnee harscht.