Nachbarschaftliches: Nenn mich …

Nachbarschaftliches, Foto: zooropa

Nachbarschaftliches
Foto: © zooropa

Wenn dich ein Österreicher als gseichter Aff bezeichnet, wirst du vermutlich schon ahnen, dass das kein Ausdruck besonderer Wertschätzung ist. Den Aff muss dir sowieso niemand übersetzen, und gseicht kommt von ahd. seihhen (sihan), mhd. seichen, was urinieren bedeutet (s. a. http://www.duden.de/rechtschreibung/seichen).

Beziehungsrecht

Die Ehe schafft in einer Beziehung Recht und Gesetz. Denn tatsächlich geht das Wort auf das mittelhochdeutsche e, ewe zurück. Und das bedeutet eben „Recht, Gesetz“.

Oldies: Ist Sonnenschein eingebildet?

Es ist alles eitel Sonnenschein.

Was bedeutet eitel eigentlich in diesem Zusammenhang? Der Sonnenschein ist ja wohl nicht eingebildet. Auch in anderen Beispielen scheint diese Bedeutung nicht zu passen:

Seine Belohnung war eitel Gold.
Auf der Party herrschte eitel Freude.

Das Adjektiv eitel entwickelte sich aus dem mittelhochdeutschen itel. Aus der damaligen Grundbedeutung „leer, ledig“ sind zwei Bedeutungsableitungen entstanden. Erstere ist die, die sich bis heute, wenn auch veraltend, in den obigen Beispielen erhalten hat: „nichts als, nur, unvermischt“. Wir könnten es heute also in etwa mit „pur“ übersetzen.

Der zweite Weg führte über „gehaltlos, nichtig“ (Es ist alles ganz eitel). Daraus entstand die heutige Hauptbedeutung „eingebildet, selbstgefällig“.

Übrigens bedeutet der Vorname ‚Eitelfriedrich‘, dass der bezeichnete Herr eben nur Friedrich heißt und keinen Doppelnamen (etwa Georg Friedrich) trägt.

Oldies: Behuf

Der Begriff stammt nicht etwa aus der Fachsprache der Reiter, sondern aus der Amtssprache. Er bedeutet „Zweck, Erfordernis“ und gehört zum althochdeutschen bihoubida „Erwartung“ und dem mittelhochdeutschen behuof „das zu einer Sache Nötige“. Aus dem Englischen kennen wir behoof „Nutzen, Vorteil“.

Mag uns der Behuf in der Amtssprache noch hin und wieder begegnen, dürfte die entsprechende Präposition (mit Genitiv) behufs „zwecks, zum Zwecke“ praktisch ausgestorben sein. Erklärt doch einmal eurem Arbeitgeber:

Behufs eines Hausbaus benötige ich eine Gehaltserhöhung.

Das Abenteuer vom Advent

Wie uns das Herkunftswörterbuch (Duden, Band 7) erläutert, stammt das Wort Abenteuer vom mittelhochdeutschen abentiure, aventiure in der Bedeutung „Begebenheit; Erlebnis, Wagnis“. Dieses wurde Ende des 12. Jahrhunderts aus dem gleichbedeutenden altfranzösischen aventure entlehnt. Dieses wiederum geht auf ein Wort zurück, das zum Wortfeld des lateinischen ad-venire „herankommen; sich ereignen“ gehört.

Und da haben wir sie auch schon, die Verbindung. Denn zu ad-venire gehört ebenso adventus „Ankunft“, von dem unverkennbar der Advent abstammt.

Job-Oldies: Kotzenmacher

Beinahe verwunderlich, dass dieser Begriff nicht längst in der Jugendsprache wiederbelebt wurde. Ursprünglich bezeichnete er aber einen ganz harmlosen Beruf.

Die Kotze (auch der Kotzen), die der Kotzenmacher herstellte, war eine grobe Wolldecke oder ein Überwurf. Das Wort ist verwandt mit dem niederdeutschen Kodder, das einen alten Lappen oder Lumpen bezeichnet. Außerdem mit der Kutte und mit englisch coat = Mantel.

Tatsächlich wird der Begriff Kotze in diesem Sinne noch immer verwendet, wie sich bei Wikipedia nachlesen lässt.

Der derbe Ausdruck für Erbrochenes hat sich übrigens wahrscheinlich aus dem spätmittelhochdeutschen koppen entwickelt, das so viel wie speien bedeutet, verrät das Duden-Herkunftswörterbuch. Er ist also mit dem hier gemeinten Begriff nicht näher verwandt.