Der Begreifler über Überarbeitung

Der Begreifler, Foto: Stocksnapper

Der Begreifler
(Foto: © Stocksnapper)

Dass Lektor*innen quasi ständig überarbeitet sind, ist eine Tatsache, aber nicht Thema dieses Artikels.

Es geht darum, dass du, wenn du deinen Text zur Bearbeitung an eine*n freie*n Lektor*in übergeben willst, ihn vorher in eigenem Interesse so weit überarbeitest, dass du selbst ihn zu diesem Zeitpunkt nicht weiter verbessern könntest.

Zum einen wäre es doch rausgeschmissenes Geld, wenn du für eine Arbeit, die du selbst hättest erledigen können, eine*n Lektor*in bezahlst. Zum anderen hängt das Endergebnis immer auch davon ab, wie gut bereits der Ausgangstext ist.

Also, je besser der Text ist, den du ins Lektorat gibst, desto besser wird der sein, den du vom Lektorat zurückbekommst.

Morgen wird übrigens im Rahmen der Reihe „Der Romanschreiber“ auf „Hilfe für Autoren“ der erste Teil einer umfangreichen Artikelreihe zum Thema „Überarbeiten deines Romans“ erscheinen.

Der Begreifler über Textredaktion

Der Begreifler, Foto: Stocksnapper

Der Begreifler
(Foto: © Stocksnapper)

Textredaktion ist das, was dem Verlagsautor im Verlagslektorat automatisch zukommt. Zumindest sollte es so sein. Der Lektor, der dann auch Redakteur genannt wird, arbeitet so lange mit dem Autor am Text, bis eine Version entstanden ist, die (hoffentlich) beide zufriedenstellt, und die nur noch das abschließende Endkorrektorat benötigt, um Druckreife zu erlangen.

Dazu durchläuft der Text mehrere Lektoratsdurchgänge, manchmal sogar bei zwei oder mehr Redakteuren. Oft konzentrieren sich die einzelnen Durchgänge dabei auf verschiedene Schwerpunkte, so wird etwa im ersten Durchgang vorwiegend auf inhaltliche Probleme – Unstimmigkeiten im Plot, logische Fehler, Schwächen in der Figurencharakterisierung und -entwicklung, Recherchefehler usw. – geachtet. Nach jedem Durchgang erhält der Autor den redigierten Text mit Anmerkungen und/oder Korrekturen zurück, um diese einzuarbeiten oder auch zu diskutieren.

Was im Verlagskorrektorat Standard ist, würde für den Autor, der auf die Arbeit eines freien Lektors angewiesen ist, leider einen enormen Kostenaufwand bedeuten (der natürlich für den Verlag letztlich ebenso besteht). Verständlicherweise beschränken sich die meisten Kunden eines freien Lektors daher auf einen einzigen Lektoratsdurchgang. Dass damit letztlich kein perfektes Ergebnis erzielt werden kann, sollte einleuchten und beruht im Wesentlichen auf drei Faktoren:

  1. Der Ausgangstext hat in der Regel keiner Qualitätsprüfung standhalten müssen. Das Endergebnis ist aber wesentlich von der Qualität des Ausgangsprodukts abhängig. Das gilt nicht nur beim Kochen.
  2. Ein Lektor ist kein Wunderkind. Auch er kann nicht alle Schwächen auf Anhieb ausmachen, nicht jeden Fehler beim ersten Korrigieren entdecken und schon gar nicht bei einmaligem Lesen alle Textzusammenhänge erfassen. Das gilt besonders, wenn der Lektor eben nicht nur im Sinne eines Korrektors eine Fehlerkorrektur durchführen, sondern gleichzeitig Sprach- und Erzählstil verbessern sowie möglichst alle inhaltlichen Probleme erfassen soll.
  3. Bei einem solchen Lektorat bildet die Arbeit des Autors den Abschluss. Er muss die Anmerkungen des Lektors umsetzen (wenn er sich der Meinung des Lektors überhaupt anschließt) und entsprechende Änderungen sowie Korrekturen vornehmen. Eine abschließende Kontrolle, ob diese Überarbeitung zu einem gelungenen Ergebnis geführt und nicht etwa neue Probleme herbeigeführt hat, bleibt aus.

Wer also bereit ist und die Möglichkeit hat, mehr zu investieren, sollte nach dem Lektorat mindestens noch ein Endkorrektorat in Auftrag geben. Manche Lektoren bieten dieses deutlich günstiger (oder gleich im Paket) an. Eventuell gilt das auch für eine echte Textredaktion mit mehreren Lektoratsdurchgängen. Der Textredaktion ähnliche Angebote sind Coaching beziehungsweise Projekt-/Manuskriptbetreuung.

Der Begreifler über Lektoratsdurchgänge

Der Begreifler, Foto: Stocksnapper

© Stocksnapper

Ein Autor, der in einem Publikumsverlag publiziert, kommt automatisch in den Genuss eines Lektorats. Ein solches kann sehr unterschiedlich ablaufen, was nicht zuletzt davon abhängig ist, wie oft bzw. regelmäßig Autor und Lektor zusammenarbeiten, wie gut sie also aufeinander eingespielt sind, und wie groß das Vertrauensverhältnis ist. Manche Autoren ziehen beispielsweise den Lektor schon zu Rate, wenn sie sich noch im Schreibprozess oder gar noch in der Planungsphase befinden. Doch selbst diejenigen, die ihrem Lektor erst das fertige Manuskript zukommen lassen, können sich anschließend auf einen (mehr oder weniger) regen Austausch einstellen. Der Lektor macht Anmerkungen und Korrekturen, die der Autor anschließend prüfen, einpflegen und eventuell mit dem Lektor diskutieren muss. Der Autor schickt den überarbeiteten Text zurück, der Lektor redigiert erneut. Das letzte Verb deutet es schon an, man spricht bei solchem Vorgehen auch von Textredaktion, der Text wird so lange vom redigierenden Lektor (manchmal kommen auch mehrere zum Einsatz) betreut, bis (abgesehen vom Schlusskorrektorat) die Endfassung erreicht ist.

Autoren, die darauf angewiesen sind, selbst eine Lektoratsdienstleistung in Auftrag zu geben, können Ähnliches bekommen, sich also für eine Textredaktion entscheiden. Häufig wird eine solche Dienstleistung auch als Manuskript- oder Projektbetreuung angeboten oder fällt mit unter den Begriff des Coachings.

Klassischerweise geben Autoren aber eine einfache Lektoratsdienstleistung in Auftrag, was letztlich bedeutet, dass sie genau einen Lektoratsdurchgang erwarten können. Sie schicken ihr Manuskript an den Lektor, der dann versuchen wird (sofern ein entsprechend umfassendes Lektorat bestellt wurde), in einem Durchgang nicht nur einen möglichst hohen Prozentsatz aller Schwächen des Textes zu erkennen (und zu analysieren), sondern sie auch so knapp, aber gleichzeitig verständlich wie möglich anzumerken bzw. simple Lösungsvorschläge zu bieten. Je nachdem, wie grundlegend die Schwächen ausfallen, sind seine Möglichkeiten entsprechend begrenzt. Den auf diese Weise lektorierten Text wird der Autor (sofern es nicht anders vereinbart wurde) nun anhand der Anmerkungen und Änderungsvorschläge des Lektors selbstständig überarbeiten, nicht zuletzt deswegen, weil es ja sein Text ist, und er selbst bei der kleinsten Änderung das letzte Wort hat. Und das hat er tatsächlich, denn wollte er seine überarbeitete Version nun noch einmal durchchecken lassen, wäre das schon Lektoratsdurchgang Nummer zwei, der extra berechnet werden müsste. Allerdings dürfte er auch in den meisten Fällen empfehlenswert sein, weshalb man sich im Vorhinein gründlich überlegen sollte, ob man mit einer Textredaktion vielleicht besser beraten wäre.

SÜ: To do or not to do

Lust auf eine kleine Übung? Dann nimm dir den folgenden Text vor. Er ist alles andere als ein Beispiel für einen „bewegenden“ Text. Das liegt am sogenannten Nominalstil. Viele Substantive machen ihn statisch. Vielleicht kannst du ihm ein paar Verben verpassen.

Die Notwendigkeit des Lesens des Morgenzeitungsartikels war nicht auf Anhieb einleuchtend für ihn. Es bedurfte mehrerer Aufforderungen und Drohungen seiner mit Auf-und-Ab-Gehen beschäftigten Frau, bevor es zu einem seinerseitigen Einsehen kam, das von genervtem Schulterzucken begleitet wurde.

SÜ: Aktiv werden

Lust auf eine kleine Übung? Dann nimm dir den folgenden Text vor. Er ist alles andere als ein Beispiel für einen „bewegenden“ Text. Vor allem Passiv- und Partizipialsätze machen ihn statisch. Vielleicht kannst du ihn ein bisschen überarbeiten, indem du ihm das Passive und die Partizipien nimmst.

Langsam zurückweichend und am ganzen Körper zitternd starrte Susi den Mann an. Sie wurde von ihm mit Blicken ausgezogen. Mit den Händen Halt suchend wurde sie von den Tränen übermannt. Verzweifelt um Hilfe rufend wurde ihr Rückzug durch die Hauswand gestoppt. Das Gesicht des Mannes wurde durch ein Grinsen in die Breite gezogen. Die letzte Hoffnung aufgebend wollte sich Susi schon ihrem Schicksal ergeben, als die Situation durch das Auftauchen eines Polizisten eine glückliche Wendung nahm.

Doppelte Leerstellen

Es geht ganz schnell und schon hat man einmal zu oft die Leertaste gedrückt. Im Schreibprogramm fällt das meist gar nicht so ohne Weiteres auf. Selbst beim Überarbeiten übersieht man die überzähligen Leerzeichen schnell.

Abhilfe schafft hier das Zuschalten der Formatierungszeichen, die nur im Programm angezeigt werden und nicht etwa auf einem Ausdruck zu sehen sind. Lässt man die Leerzeichen anzeigen, wird jedes Leerzeichen mit einem Punkt markiert. Wo zwei (oder mehr) Punkte angezeigt werden, ist (mindestens) einer zu viel.

Zu finden sind die Formatierungszeichen in der Regel über die Optionen des Schreibprogramms. So zum Beispiel (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) in

  • Word:
    Extras – Optionen – Ansicht – Formatierungszeichen: Häkchen bei Leerzeichen,
  • Open Office:
    Extras – Optionen – OpenOffice.org Writer – Formatierungshilfen: Häkchen bei Leerzeichen,
  • TextMaker:
    Weiteres – Einstellungen – Ansicht – Nichtdruckbare Zeichen anzeigen: Häkchen bei Leerzeichen.

Schön und gut, aber wer hat Lust, bei der Überarbeitung eines langen Textes unendlich viele Punkte zu zählen?
Glücklicherweise ist das nicht nötig, denn es gibt einen kleinen Trick:

In den meisten Schreibprogrammen findet man über das Menü „Bearbeiten“ zum Befehl „Ersetzen“ (Open Office: „Suchen & Ersetzen“). Gibt man nun im Feld „Suchen“ zwei Leerstellen ein und im Feld „Ersetzen“ nur eine, dann lassen sich alle doppelten Leerzeichen mit minimalem Aufwand ersetzen. Wer ein bisschen mutig ist, kann auch gleich auf „Alle ersetzen“ klicken.