Recht vor link: Titelei

Recht vor link, Foto: Szekeres Szabolcs

Recht vor link
(Foto: © Szekeres Szabolcs)

Wer als Autor sichergehen will, dass der selbst gewählte Titel auch wirklich aufs Cover kommt, muss selbst verlegen.* Denn der Buchtitel ist Verlagssache. Natürlich hält der Rücksprache mit dem Autor und wird in aller Regel zumindest einen allseits akzeptierten Kompromiss anstreben, hat aber im Zweifelsfall, sofern nicht die Persönlichkeitsrechte des Autors verletzt werden, das letzte Wort.

*Was bitte nicht als Empfehlung missverstanden werden soll. Eine solche Entscheidung sollte gut überlegt und von weit mehr Faktoren abhängig sein.

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Achtung: Da ich kein Jurist bin, könnt ihr euch im Zweifelsfall weder auf mich noch meine Angaben berufen.

Schon wieder Mist gebaut!

Stilblüte, Foto: Yaruta Igor

© Yaruta Igor

Ich muss zugeben, ich weiß nicht mehr, wo ich diesen anrüchigen Satz gefunden habe, vorenthalten wollte ich ihn euch dennoch nicht:

Mein Sohn hat doch zu gerne Theater gemacht, wenn er etwas nicht bekommen hat – auf den Boden scheißen und losschreien und das auch noch im Kaufland.

Ein Gedicht von Format

Wie ein Gedicht aussieht, weiß ja jeder. In der Regel ist es in mehrere Strophen zu jeweils mehreren Zeilen unterteilt. Im Folgenden finden wir ein Beispiel für ein ganz regelmäßiges Gedicht, das aus drei Strophen zu je vier Zeilen besteht:

Philipp Bobrowski: Der Ball

Philipp Bobrowski: Der Ball

Wie ist nun diese Form im Textprogramm entstanden? Durch entsprechendes Drücken der Entertaste natürlich, werdet ihr euch wahrscheinlich denken. Am Ende jeder Zeile einmal, nach dem Titel und am Ende jeder Strophe jeweils ein zweites Mal. Vermutlich würde es zumindest ein großer Teil von euch so machen.

Schalten wir im Textprogramm über die Optionen die Formatierungszeichen für den Absatz hinzu, würde sich also folgendes Bild ergeben:

Philipp Bobrowski: Der Ball (mit Absatzmarken)

Philipp Bobrowski: Der Ball (mit Absatzmarken)

Diese Formatierung birgt aber die verschiedensten Probleme. Die Absatzmarken heißen ja nicht umsonst so, sie markieren nicht das Ende einer Zeile, sondern das Ende eines Absatzes. Und eine Strophe eines Gedichts sollte eigentlich insgesamt einen Absatz bilden. Haben wir es mit einem langen Gedicht zu tun, das über mehrere Seiten geht, können so die Strophen beim Seitenumbruch unschön auseinandergerissen werden.

Auch für Satz und Druck stellt eine solche Formatierung ein Problem dar. Am eindrücklichsten wird uns aber das Problem, wenn wir das Gedicht ins Internet hochladen. Auf vielen Seiten (häufig z. B. auch auf WordPress-Blogs) werden die Zeilen auf einmal förmlich auseinandergezogen und auch die Abstände zwischen den Strophen vergrößern sich deutlich, was daran liegt, dass die Seite jede Zeile als einen Absatz liest und einen entsprechenden Abstand vorsieht. Wo der Dichter keine Abhilfe weiß, sehen die Ergebnisse im Netz dann recht unschön aus (gut, hier geht es noch, hab schon Schlimmeres gesehen; WordPress killt außerdem Leerabsätze, weshalb die Strophen zusammenfallen):

Der Ball

Vorbei das Spiel, hinfort die Presse,

noch trotzt der Ball dem Desint’resse

der Spieler, die sich abgewandt,

zu andern Freuden sich bekannt.

Längst fühlt der Ball sich nicht mehr prall,

ist unrund und nicht ausgeglichen,

erwartet sorgenvoll den Fall,

wenn alle Luft aus ihm entwichen.

So ist das Schicksal, das im droht,

der endgültige Gesellschaftstod,

durch ihn erst recht nicht aufzuhalten,

will seine Sorgen nur verwalten.

Mit der richtigen (und korrekten) Formatierung lässt sich das vermeiden:

Philipp Bobrowski: Der Ball (mit Absatzmarken, korrekt formatiert)

Philipp Bobrowski: Der Ball (mit Absatzmarken, korrekt formatiert)

Nun sehen wir, dass der größte Teil der Absatzmarken einem anderen Formatierungszeichen gewichen ist, dem für den reinen Zeilenumbruch nämlich. Erzeugt wird er durch gleichzeitiges Drücken der Umschalt- und der Entertaste. Wir haben jetzt also einen Text, der aus insgesamt vier Absätzen besteht, nämlich dem Titel und den drei Strophen.

Wer genau hinschaut, dem wird außerdem auffallen, dass der Abstand zwischen den Absätzen offenbar nur mit einem einmaligen Drücken der Entertaste erzeugt wurde.  Denn über die Absatzformatierung (Format – Absatz) wurde ein automatischer Abstand nach jedem Absatz eingestellt, in diesem Fall einer, der genau einer Zeile entspricht, nämlich 12 Punkt.

Aber Achtung, wer sein Manuskript an einen Verlag schickt, sollte darauf achten, ob letztere Formatierung, die sich natürlich auch für die Absätze in Prosatexten einstellen lässt, vom Verlag gewünscht wird. Andernfalls belässt man den Abstand nach dem Absatz auf 0 Punkt und drückt stattdessen die Entertaste zweimal.

Faszinierend!

Mein Anwärter auf den Titel „Fundstück des Jahres“ ist dieser beinahe nachdenkliche Rechtschreibfehler:

fastsinnierend

Wie wird man eigentlich Lektor?

Im Prinzip ist das nicht schwieriger, als Autor zu werden. Man geht herum und erzählt es jedem. Kommt man dabei zufällig beim Finanzamt vorbei, erzählt man es dort auch, meldet sich als Freiberufler an und bekommt eine Steuernummer.

Was sagt uns das? Um Lektor zu werden braucht es keine Ausbildung. Die gibt es in diesem Sinne auch gar nicht. Und die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt.

Will man nun mehr, als nur mit diesem schmucken Titel herumlaufen, muss man als nächstes andere davon überzeugen, dass hinter dem Titel mehr steckt, dass man ihn auch verdient. Genau genommen hat man es als angehender Lektor da noch leichter als der Autor. Der muss immerhin mal einen Text verfassen, besser noch, ihn auch veröffentlichen.

Ist man gewitzt und vor allem dreist genug, schaut sich ein bisschen in einschlägigen Foren im Internet um, stehen die Chancen als noch unbeleckter Lektor gar nicht schlecht, jemanden von seinen Fähigkeiten zu überzeugen und einen ersten Job an Land zu ziehen, ganz allein durch rhetorische Überredungskünste. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird es für denjenigen, der möglicherweise längerfristig als Lektor Geld verdienen möchte, allerdings wichtig, wenigstens ein bisschen sprachliche und literarische Kompetenz aufzuweisen. Je mehr, desto besser.

Wie und wo er sich die erworben hat, ist eigentlich egal. Allerdings führt das Fehlen einer direkten Lektorenausbildung eben gerade dazu, dass Referenzen sehr gefragt sind. Da der Neuling die schwerlich bereits haben kann, macht es sich zumindest gut, wenn er die Liste mit einem Studium der Sprach- und/oder Literaturwissenschaft beginnen kann. Natürlich helfen auch andere Tätigkeiten, die eine Kompetenz im Umgang mit Texten nahelegen.

Und obwohl es gar nicht unbedingt gegeben ist, dass ein Autor auch gut lektorieren kann (wie es auch Lektoren gibt, die bei eigenen Texten eher untalentiert sind), trägt auch eine Veröffentlichungsliste zur Referenz bei.

Was man als Lektor im Einzelnen alles können sollte und womit man sich eigentlich beschäftigt, wird das Thema meines nächsten Beitrags.