Ein Wortreich in Bad Hersfeld

Am 1. August vor einhundert Jahren starb Konrad Duden. Anlass für FAZ.NET über ein ganz besonderes Projekt zu berichten: Das Mitmach-Museum „wortreich“ in Bad Hersfeld, das am 1. Oktober dieses Jahres eröffnet werden soll.

Eine Wissens- und Erlebniswelt, in der die Besucher „spielerisch Sprache und Kommunikation entdecken“ können. Stephanie Geitner vom unterstützenden Duden-Verlag:

Die Ausstellung bietet spannende Einblicke, wie man kreativ mit Sprache umgehen kann.

Wenn das kein guter Grund ist, ab Herbst in die Familienausflugsplanung auch das schöne Bad Hersfeld einzubeziehen.

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Jugend kreativ

Seit dem 29.11.2010 steht es fest, das Jugendwort des Jahres:

Niveaulimbo.

Dieses Wort bezeichnet „das ständige Absinken des Niveaus“. Es wurde von einer Jury aus 15 Wörtern gewählt, die mit 38.000 Stimmen durch die Jugendlichen selbt nominiert worden sind.

Geradezu erstaunlich, mit welcher Kreativität hier die beiden aus völlig unterschiedlichen Bereichen stammenden Begriffe Niveau und Limbo zu einem neuen Wort mit neuer Bedeutung zusammengesetzt wurden.

Wer nun glaubt, da sei unseren Jugendlichen mal ein Zufallstreffer gelungen, den sollten ähnlich kreative Schöpfungen unter den Top 15 eines Besseren belehren.

Etwa Änderungsfleischerei für eine Klinik für Schönheitschirurgie. Oder Arschfax für das Etikett einer Untehose, das aus der Hose hängt. Ich ertappe mich selbst manchmal beim Egosurfen, wenn ich nämlich in Internetsuchmaschinen nach mir selber suche.

Sagt eurem Partner doch mal, er sei emotional flexibel, verratet ihm aber nicht, dass ihr damit launisch meint. Und er oder sie wird es möglicherweise gar als freundliches Lob auffassen, wenn ihr ihn oder sie als Hochleistungs-Chiller betitelt, womit ihr eigentlich auf seine extreme Faulheit hinweist.

Und vielleicht versöhnt ja dann ein Urlaub in der Klappkaribik. Wo das ist? Fragt mal im Sonnenstudio nach.

Wende nicht die Redewendung

Redewendungen kennen wir alle. Und sie gehören zu den sprachlichen Bausteinen, die von angehenden Autoren besonders gern benutzt werden, so jedenfalls meine Erfahrung aus dem Lektorat.

Hin und wieder könnte man darüber streiten, ob es eine besonders kreative Leistung ist, seinen Text mit altbekannten Wendungen zu spicken, aber das soll nicht Thema dieses Beitrags sein.

Viele dieser Redewendungen sind mehr oder weniger feststehend, daher lassen sie sich nicht beliebig verwenden und verwandeln. Tut man das, läuft man zumindest Gefahr, dass die übertragene Bedeutung, die eine Redensart in sich trägt, verlorengeht. Die Folge sind im Allgemeinen die so gefürchteten Stilblüten.

So will Peter eben nicht in Franks Haut stecken. Weder will er hinter seiner Haut stecken noch hinter seinem Gesicht. Möglicherweise will er nicht in seiner Kleidung stecken, dann aber im wörtlichen Sinn, weil sie ihm nicht gefällt.

Wer etwas unter den Tisch kehrt, will etwas verheimlichen, wer dagegen etwas unter dem Tisch kehrt, macht dort sauber, wenn auch nicht besonders gründlich. Man kann allerdings auch etwas unter den Teppich kehren, wer nun wiederum etwas unter den Schrank, den Stuhl oder den Schreibtisch kehrt, wird sicher nicht als Reinigungskraft eingestellt.

Wenn jemandem das Herz aufgeht, muss er nicht gleich auf den Operationstisch. Dabei sollte man es dann auch belassen, statt ihm sein Herz eingehen zu lassen, ihm verschiedene andere Dinge anzutun oder diverse andere Körperteile aufgehen zu lassen.

Kurz: Auch hier heißt es wieder: Mach dir bewusst, was du schreibst. Schlag die Redewendung lieber noch einmal nach. Das geht auch bequem im Netz, zum Beispiel auf redensarten-index.de.