Der Begreifler über den allwissenden Erzähler

Der Begreifler, Foto: Stocksnapper

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Wie der Begriff schon verrät, handelt es sich beim allwissenden (auktorialen) Erzähler um einen Erzähler, der alles weiß. Entscheidend ist dabei sein allumfassendes Wissen über die Geschichte, die von ihm erzählt wird. Dieses Wissen ist ähnlich uneingeschränkt wie das eines Gottes.

Gott

Der allwissende Erzähler weiß also zu jedem Zeitpunkt der Geschichte, was gerade geschieht, was bereits geschehen ist, und was noch geschehen wird. Sein Wissen über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Erzählten umfasst dabei jeden für die Geschichte auch nur entfernt relevanten Ort. Und es schließt die Erlebnisse, Handlungen, Gedanken, Gefühle, Wahrnehmungen und Sichtweisen aller anwesenden und nicht anwesenden in irgendeiner Form beteiligten Figuren ein.

Dieser Erzähler ist also beispielsweise ohne Weiteres in der Lage, in die aktuelle Erzählung einzustreuen, was eine abwesende Figur an einem weit entfernten Ort gerade tut oder denkt, vor einer Woche getan oder gedacht hat bzw. in einer Woche tun oder denken wird.

In aller Regel kann ein solcher gottgleicher Erzähler nicht Teil der erzählten Handlung sein, schon weil er mit diesem Wissen keine auch nur halbwegs glaubwürdige Figur abgeben würde. Er steht außerhalb oder – um im Bild zu bleiben – schwebt oberhalb der Erzählung, wo er jederzeit alles und jeden im Blick hat. Wie ein Gott eben. Daher muss er sich für dieses Wissen auch nicht rechtfertigen.

Eine Ausnahme stellt der eingeschränkt allwissende Erzähler dar (den man demnach als teilwissend bezeichnen müsste). Der entscheidende Unterschied ist der, dass dieser sein Wissen rechtfertigen muss, weil er es durch den zeitlichen Abstand zum erzählten Geschehen gewonnen hat. Er besitzt sein umfangreiches Wissen über das Erzählte also nicht aufgrund göttlicher Fähigkeiten, sondern er hat es mit der Zeit erworben. Er erzählt dabei über vergangenes Geschehen, an dem er oft selbst beteiligt war, aber er erzählt nicht aus der Position des Handelnden, sondern aus seiner späteren, in der er längst weiß, wie alles ausging, wie seine Begleiter in der jeweiligen Situation dachten, fühlten und wahrnahmen, ja sogar, was Figuren erlebt haben, die zum jeweiligen Zeitpunkt an einem anderen Ort weilten. Er muss aber zu jeder Zeit nachweisen können, ob und wie er im Nachhinein an die entsprechenden Informationen gelangen konnte, auch wenn er das natürlich im Text nur hin und wieder tut.

Was ich damals nicht wissen konnte, Peter hatte gelogen. Erst vor einer Woche hat er es zugegeben.

Verhalten

Wir sehen hier ganz klar: Der Erzähler etabliert eine eigene Ebene, nämlich die, in der er erzählt, und von der er auf das Erzählte zurückblickt. Das ist aber gar nichts Besonderes, denn das gilt theoretisch für jeden Erzähler, selbst den, der nicht allwissend ist. Nur bemühen sich viele Erzähler, eben diese Ebene zurück- oder gar geheim zu halten.

Und damit sind wir bei einem wichtigen Punkt: Der allwissende Erzähler mag alles wissen, aber er erzählt nicht alles. Gut, das würde ohnehin den Rahmen eines üblichen Romans sprengen, aber natürlich folgt der Erzähler damit immer auch einer eigenen Erzählstrategie (bzw. der, die Autor*in für ihn vorgesehen hat). Wie deutlich er selbst in den Vordergrund rückt oder nicht, wie göttlich oder wie unauffällig er sich zeigt, wie viel Information er preisgibt, und wie sehr er es den Leser spüren lässt, wenn er Informationen zurückhält, all das gehört zur Erzählstrategie, und kann ganz unterschiedliche Erzählertypen hervorbringen.

Was Autoren beachten sollten

Das bedeutet demnach, dass auch ein allwissender Erzähler sich „modern“ geben und so zurückhaltend und sparsam agieren kann, dass er kaum noch von einem personalen Erzähler zu unterscheiden ist, der sich ganz an die Perspektive einer Figur hält (wobei durchaus mehrere Perspektivträger bei deutlichen Perspektivwechseln auftreten können).

Gerade hier aber – das muss sich Autor*in ganz deutlich machen – besteht immer der entscheidende Unterschied: Der allwissende Erzähler wechselt niemals die Perspektive, sondern er erzählt aus seiner eigenen, die – weil er eben allwissend ist – die Perspektiven aller Figuren mit umfassen kann.

Und es ist wichtig, dass die Leser*innen diesen Unterschied von Beginn an spüren, damit sie nicht überrascht werden, wenn der Erzähler sich plötzlich anders verhält, als er es der ersten Erwartungshaltung nach dürfte. Denn der Erzähler und seine erzählerischen Möglichkeiten sind einer der wichtigsten Absätze im Pakt zwischen Autor*in und Leser*in. Als Autor*in sollte man sich also von der ersten Zeile an bewusst sein, welche Möglichkeiten und Verhaltensweisen den Erzähler auszeichnen, und es ganz bewusst in die Erzählung einfließen lassen.

Nacht der Untoten

© birgitH  / pixelio.de

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So lasse ich mir Literaturwissenschaft gefallen! Also, wer zufällig am 27. Juni gerade in Leipzig ist …

Das Institut für Anglistik veranstaltet „Die Nacht der Untoten“ in Lehmanns Buchhandlung: Ab 21 Uhr halten Dozenten der Englischen Literaturwissenschaft Vorträge zu Vampiren und Mumien in englischer Sprache. Im Anschluss wird der Klassiker Nosferatu gezeigt.

Das alles im Rahmen der Langen Nacht der Wissenschaften, zu der ihr hier mehr Infos findet.

Das unhöfliche Schnitzel

„Darf ich mich zu Ihnen setzen?“, fragte er Lisa.
Zwischen zwei Bissen von ihrem Schnitzel nickte sie.

Was ist an diesem kurzen Textbeispiel zu bemängeln? Nichts! Wenn der Autor zeigen will, dass Lisa nicht gerade ein Ausbund an Höflichkeit ist. Oder dass sie ihr Gegenüber nicht besonders wertschätzt. Vielleicht handelt es sich auch um eine Situation, in der gezeigt werden soll, wie hungrig Lisa ist.

Zum Problem wird es erst, wenn, wie es im vorliegenden Fall tatsächlich war, der Autor nur nach einer Möglichkeit gesucht hat, dem Leser zu zeigen, was Lisa isst. Es ging also nur um das Schnitzel, während Lisa eigentlich weder unhöflich noch ausgehungert dargestellt werden sollte.

Es ist durchaus ein guter Ansatz, Informationen, so sie denn wichtig sind, nebenbei einfließen zu lassen. Aber man sollte dabei darauf achten, nicht unbeabsichtigt zusätzliche Zeichen an den Leser zu vermitteln.

Schreiben lernen mit Stil

Andrea Bottlinger leitet demnächst einen neuen Online-Schreibkurs. Der wird von der VHS Birkenfeld über die Lernplattform Moodle angeboten und steht unter dem Titel „Kreatives Schreiben – Verbessern Sie Ihren Schreibstil“.

Der Kurs geht über acht Wochen, beginnt am 4. September, kostet 96,- Euro und richtet sich vorrangig an Schreibanfänger und Hobbyschreiber. Genauere Informationen zum Programm und zur Anmeldung sowie zur Kursleitung gibt es hier.

Harry Plotter: Das Arbeitsexposé

Der Konflikt steht, nun wenden sich unsere Harrys dem Arbeitsexposé zu. Dabei geht es darum, sich eine grobe Übersicht über den roten Faden der Handlung zu verschaffen, um sich während der weiteren Arbeit daran orientieren zu können.

Harry Planer hat es lieber, wenn er seine Figuren bereits von Anfang an kennt, daher fertigt er zunächst zu allen ihm zu diesem Zeitpunkt bekannten Figuren Charakterblätter an. In die schreibt er alle Informationen, die er sich zu den Figuren ausdenkt. Dabei achtet er einerseits darauf, dass er mehr Informationen über die Figur anhäuft, als er im Roman überhaupt verwenden kann. So wird ihm beim Schreiben automatisch eine rundere, stimmigere Figur gelingen. Andererseits behält er bei der Figurenentwicklung seinen Romankonflikt im Hinterkopf, um Figuren zu erschaffen, deren Eigenschaften den Anforderungen des Konflikts genügen. Wie so ein Charakter- oder Figurenblatt aussehen könnte, seht ihr hier. Bei jeder Figur, die hinzukommt, unterbricht Harry Planer seine Arbeit und beschäftigt sich auf diese Weise mit der Figur.

Auch Harry Drauflos fertigt sich solche Figurenblätter an, allerdings lernt er seine Figuren lieber beim Schreiben kennen. Zu Beginn sind seine Notizen zu seinem Romanpersonal also eher spärlich und wachsen erst nach und nach an.

Auch mit dem Exposé sieht es Harry Drauflos etwas lockerer als Harry Planer, weiß er doch, dass es vor allem der darauf folgende Schritt ist, der ihm als Bauchschreiber entgegenkommt. Er schreibt mehr oder weniger nur die Gedanken auf, die ihm bereits zum Roman gekommen sind und bringt sie in eine geordnete Reihenfolge. Immerhin achtet er dabei darauf, nicht zu sehr vom Weg abzukommen und sich am Hauptkonflikt zu orientieren:

Otto Normal ist ein zielstrebiger Typ, der mit aller Konsequenz versucht, das umzusetzen, was er erreichen will. Er möchte gern Journalist werden und jobbt daher in einer Onlineredaktion.

In einem Internetforum lernt er Lea Lieblos kennen und verliebt sich in sie. Doch sie lebt in München, er in Hamburg. Obwohl er gerade ein gutes Angebot bekommen hat, entschließt er sich nach München zu ziehen, um um Lea zu werben. Er lässt in Hamburg alles zurück.

Doch alle Annäherungsversuche an Lea scheitern. Schließlich bietet sich Otto allerdings doch noch eine Chance. Leas Vater leitet einen Verlag, in dem auch seine Tochter arbeitet, und dessen Standbein der Groschenheftmarkt ist. Otto widerstrebt es eigentlich, diese Art Literatur zu schreiben, doch er erstellt ein Manuskript und erhält einen Verlagsvertrag.

Tatsächlich gelingt es ihm so, die Aufmerksamkeit von Lea zu bekommen, und es scheint, als wäre sie dabei, sich in ihn zu verlieben. Doch dann lernt sie Sigurd Schneller kennen und ist hin und weg von ihm. Als Otto davon erfährt, bringt er sich um.

 

Harry Planers Exposé fällt ausgefeilter und detaillierter aus. Manche Wendung, auf die Drauflos möglicherweise erst beim Schreiben kommt, kann er bereits in den theoretischen Vorüberlegungen abstrahieren und so in sein Exposé aufnehmen:

Otto Normal ist auf dem Weg, den er sich immer erhofft hat. Zwar verdient er sich bisher erst kleine Brötchen in einer Online-Redaktion, doch die ersten Schritte zum professionellen Journalismus sind gemacht. Für eine große regionale Zeitung schreibt er immerhin schon hin und wieder Kolumnen und der Chefredakteur ist überzeugt von ihm. Trotz Personalabbaus erhält Otto das Angebot zunächst als freier Mitarbeiter und bald schon als festes Mitglied der Redaktion für die Zeitung zu arbeiten.

In seiner Freizeit schreibt er an einem Roman, für den er bereits einen Agenturvertrag bei einer namhaften Literaturagentur unterschreiben durfte, die sogar schon von interessierten Verlegern weiß.

Auch durch Freundeskreis und Familie ist Otto Normal fest in seiner Heimatstadt Hamburg verwurzelt.

Doch dann stößt Otto in einer Literaturcommunity im Internet auf Lea Lieblos. Sie fasziniert ihn mit ihren Texten und ihrem Intellekt. Ihre Fotos rauben ihm den Atem. Zu seiner eigenen Überraschung verliebt er sich Hals über Kopf in die Münchnerin.

Sie schreiben sich Mails und er gibt viel von sich preis. Sie erzählt ihm vom Verlag ihres Vaters, in dem sie arbeitet.

Ottos Gedanken drehen sich nur noch um Lea und er offenbart im Kreise seiner Freunde erstmals den Gedanken, zu ihr nach München zu ziehen. Seine Freunde raten ihm ab, schließlich sei er in Hamburg dabei, sich ein gutes Standbein aufzubauen und wisse doch gar nicht, ob Lea seine Liebe erwidere. Obwohl er sich der Unvernunft bewusst ist, glaubt Otto allerdings fest an die Gegenseitigkeit der Gefühle zwischen ihm und Lea. Um seinem Schwärmen eine solide Grundlage zu geben, redet er sich ein, der Verlag von Leas Vater wäre auch beruflich eine gute Perspektive für ihn und mit ihr an seiner Seite wäre es ein Leichtes, in den Verlag hineinzukommen und vielleicht sogar seinen Roman dort unterzubringen.

Otto setzt seinen Plan in die Tat um und zieht nach München. Noch am Tag seiner Abreise erhält er per Post ein sehr gutes Angebot von der Hamburger Zeitung, doch seine Entscheidung steht fest.

Schon das erste Treffen zwischen Lea und Otto verläuft anders als erwartet. Lea freut sich, Otto kennenzulernen, ist freundlich und offen, überrascht ihn aber am Ende, als sie sich von ihrem Freund abholen lässt.

Otto ist am Boden zerstört. Noch könnte er alles rückgängig machen und zurück nach Hamburg gehen. Doch er entscheidet sich, nicht aufzugeben, weil er sich sicher ist, dass er sich in den Gefühlen von Lea nicht getäuscht haben kann. Er glaubt, er müsse ihr nur Zeit geben, ihn noch besser kennenzulernen.

Er hält den Kontakt zu Lea aufrecht und die beiden unterhalten sich viel über ihr Schreiben. Otto kann auch von München aus für die Onlineredaktion schreiben und nutzt die verbleibende Zeit, um weiter an seinem Manuskript zu arbeiten. Sehr viel Hoffnung setzt er auf ein Gespräch mit Leas Vater, das sie ihm organisiert hat.

Otto will Leas Vater sein Manuskript vorstellen, doch er bekommt schnell mit, dass er sich in dessen Verlag getäuscht hat. Solchen Thrillerkram würde man dort nicht veröffentlichen, ob er sich nicht vorstellen könne, einen Liebesroman in guter alter Heftromantradition zu schreiben. Otto lehnt zunächst ab und ist empört, dass ihm Lea derartiges offenbar zugetraut hat.

Otto stellt Lea beim nächsten Treffen zur Rede. Sie erklärt, dass sie dachte, er wisse, um was für einen Verlag es sich handelt, man informiere sich doch schließlich vorher. Im Übrigen solle er nicht so arrogant sein, es erfordere Disziplin und Handwerk, einen solchen Roman zu schreiben, dafür könne man damit auch einiges verdienen. Aber vermutlich sei er sowieso nicht der Richtige für einen solchen Job.

Otto fühlt sich verletzt und zurückgesetzt. Doch dann merkt er, dass da noch mehr ist. Lea wirkt traurig und abwesend. Als er nachfragt, beginnt sie zu weinen und offenbart ihm, ihr Freund sei ihr fremdgegangen und nun enttäusche Otto sie auch noch.

Otto tröstet Lea und verspricht ihr, es mit einem Liebsroman zu versuchen. Lea und er landen im Bett, alles scheint sich zum Guten zu wenden.

Otto verschiebt die Arbeit an seinem Manuskript zugunsten des Liebesromans. Die Arbeit daran macht ihm keinen Spaß, aber er kommt gut voran. Seinen Agenten vertröstet er mit Ausreden. Mit Lea läuft es gut. Als Leas Vater den Liebesroman veröffentlichen will, schenkt Otto seinem Agenten reinen Wein ein und verspricht, nun am Vertragsmanuskript weiterzuarbetien.

Otto nimmt sich vor, Lea einen Heiratsantrag zu machen. Als er mit ihram Vater zusammensitzt und das Thema ansprechen will, fragt der nach einem weiteren Liebesroman. Otto will seinen zukünftigen Schwiegervater nicht verärgern und sagt zu.

Otto macht Lea den Antrag, doch die fühlt sich überrumpelt und bittet sich Bedenkzeit aus. In dieser Zeit lernt sie Sigurd Schneller kennen und verliebt sich auf den ersten Blick.

Ottos Agent teilt ihm mit, dass er nicht bereit ist, länger auf das Manuskript zu warten. Dann will sich Lea mit ihm treffen und Otto glaubt, sie wolle nun seinen Antrag annehmen. Stattdessen erfährt er, dass sie spontan mit Sigurd Schneller nach Hamburg ziehen wird.

Von Eifersucht und Enttäuschung getrieben folgt Otto Lea. Als er sie mit Sigurd in inniger Umarmung sieht, wirft er sich vor einen heranfahrenden LKW.

Aus Prinzip Partizip?

(1) Lachend ging Tom die Straße entlang.

„Lachend“ ist ein Partizip, Partizip I, um genau zu sein. Es wurde aus dem Verb „lachen“ gebildet und drückt im Prinzip eine zweite Tätigkeit aus, die einer ersten untergeordnet ist.

Tom tut also in unserem Beispiel zwei Dinge: Er geht und er lacht.

(2) Tom ging die Straße entlang und lachte.

Trotzdem merken wir schon, wie sich mit dem Partizip die Betonung verschiebt. Der Schwerpunkt der Aussage in Beispiel (1) liegt darauf, dass Tom die Straße entlang geht.

Das Partizip kann nun noch erweitert werden:

(3) Laut lachend ging Tom die Straße entlang.

(4) Über einen Witz lachend ging Tom die Straße entlang.

Spätestens in Beispiel (4) wird der Satz langsam unübersichtlich, selbst dann, wenn man zur besseren Übersichtlichkeit das mögliche Komma setzt. Dennoch kann gerade hinsichtlich der Betonung die partizipiale Konstruktion erwünscht sein. Auch der sprachliche Rhythmus könnte die Entscheidung des Autors zugunsten des erweiterten Partizips beeinflussen.

Im Lektorat fällt mir aber immer mal wieder ein sehr inflationärer Gebrauch solcher Partizipialkonstruktionen (satzwertiges Partizip, Patizipialsatz) auf. Das mag zum einen daran liegen, dass der Autor das für einen besonders literarischen Stil hält, zum anderen an dem Bedürfnis, viel Information auf engem Raum zusammenzubringen.

Während Ersteres zumindest pauschal so nicht stimmt, ist Letzteres für einen literarischen Text alles andere als erstrebenswert. Denn wir schreiben ja nicht an einem möglichst informativen Artikel, für den uns nur begrenzter Raum zur Verfügung steht. Ganz im Gegenteil: Wir schreiben eine Geschichte, die durchaus mit Informationen geizen darf und soll, nicht aber mit den Sätzen, in denen sie dem Leser diese Informationen vermittelt.

Und eine Geschichte wird durch aktive Handlung getragen. Mit Partizipialsätzen erreicht man aber das genaue Gegenteil. Sie drücken nur noch sehr abgeschwächt Handlung aus, sind nicht selten bloßes Attribut. Dazu kommt noch, dass sie für den Leser inhaltlich schwieriger aufzunehmen sind und für den Autor oft alles andere als leicht zu händeln, vor allem, weil man genau darauf achten muss, dass der richtige Bezug unmissverständlich hergestellt werden kann (5).

Zusammenfassend kann man also sagen:

  1. Partizipialsätze können wünschenswert sein, wo sie der gewünschten Absicht entsprechen.
  2. Partizipialsätze können einen Text auflockern.
  3. Partizipialsätze sollten sparsam eingesetzt werden und einen Text niemals beherrschen.
  4. Achte auf Verständlichkeit (5).
  5. Erschaffe keine „Partizipmonster“ (6).

(5) Mit Bier angefüllt gab ich meinem Freund das Glas.

(6) Er ging seinen MP3-Player aus der Hosentache holend und AC/DC, seine Lieblingsband, heraussuchend die Straße entlang