Mir fehlt die Zeit

Gerade Autoren, die schon ein Buch geschrieben haben, bekommen immer wieder zu hören: „Ich würde ja auch gern einen Roman schreiben, aber mir fehlt die Zeit dazu.“

Nun ist das für den Autor, der sich das anhören muss, nicht gerade schmeichelhaft, bedeutet es doch, er habe bis zu dem Zeitpunkt, an dem er mit dem Schreiben begonnen hat, offenbar nicht gewusst, wo er mit all seiner freien Zeit hinsollte. Dabei sind die meisten Autoren auf ein Haupt- oder wenigstens Nebeneinkommen angewiesen, das ihnen das Schreiben finanziert. Und selbst die, die erfolgreich genug sind, um vom Schreiben zu leben, waren das nicht von Anfang an.

Tatsächlich gilt in diesem einen Fall, sofern es eben nicht nur so dahingesagt ist, die Antwort: „Wer wirklich will, der kann!“

Natürlich bedeutet das, dass man sich Zeit zum Schreiben eventuell erst freischaufeln, organisieren muss, und es bedeutet noch mehr, dass man in dieser Zeit auch regelmäßig schreiben muss. Organisation und Disziplin sind also gefragt. Doch wenn man nur jeden Tag eine Seite schreibt, hat man nach einem Jahr einen 365 Seiten starken Roman.

Vielleicht gilt es, täglich eine Stunde früher aufzustehen oder eine Stunde später ins Bett zu gehen. Möglicherweise muss man eine der bisherigen Freizeitbeschäftigungen einschränken oder ihr für eine Weile ganz entsagen. Oder man steigt für den täglichen Weg zur Arbeit auf öffentliche Verkehrsmittel um und nutzt die Fahrzeiten, um zu schreiben.

Es wird keiner bestreiten, dass die individuellen Rahmenbedingungen, um einen Roman zu schreiben, für den einen weniger optimal sind als für den anderen. Doch mit dem nötigen Ehrgeiz, der für ein solches Projekt ohnehin vonnöten ist, sollte es jedem möglich sein, sich etwas Zeit zu erplanen. Die wirklichen Probleme, die einen Romanschreiber erwarten, liegen meist erst dahinter.

Über Philipp
Ich schreibe und lektoriere so dies und das. Verdichtetes, Kurzes und Längeres.

3 Responses to Mir fehlt die Zeit

  1. „Ja, ich würde auch Sport machen! Aber mir fehlt die Zeit!“, sprach er, griff sich an den Rücken und verzerrte das Gesicht vor Schmerz.

    In diese Kategorie würde ich ‚Mir fehlt die Zeit‘ packen! Wer wirklich will, der schafft sich die Zeit und die entsprechenden Freiräume. Dieses Mitleidheischende ‚ich habe keine Zeit‘ will ich nicht gelten lassen. Punkt! 🙂

  2. Ich bin ja im Moment eher ein Lustprinzipschreiber und habe nebenher noch einen Beruf, der mich doch ziemlich fesselt. So bleibt mir in der Regel nur am Wochenende Zeit zu schreiben, weil ich abends ausgepowert bin. Im Moment versuche ich aber eine gewisse Regelmäßigkeit zu erreichen, was nicht immer gleich zu Anfang gelingt. Ich setze mir also realistische Ziele und schreibe zu einem festgesetzten Zeitpunkt in der Woche. das ist im Moment der Mittwochabend. Dann schreibe ich Samstag und Sonntag, jeweils zwei Stunden. Manchmal auch mehr. Das ist abhängig davon, wie das restliche Familienleben gestaltet wird. Diese Schreibphasen baue ich aus. Ziel ist im Moment, dass ich im Wechsel mit der Muckibude jeden zweiten Tag schreibe. Ist mir wichtig, also wird es wohl auch gelingen.
    Dazwischen schreibe ich meist noch Texte für meine verschiedenen Homepages, deren Besucher auch ab und an etwas Neues erwarten. 🙂

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